Worüber Mitarbeiter klagen

Hilfe, mein Chef ist unfähig

Mobbing wird professionell

Nicht lustig ist es dagegen, wenn jemand gemobbt wird. Idealtypisch gibt es zwei Arten von Mobbing. Die eine beruht darauf, dass ein Chef ein unmöglicher Mensch, wissenschaftlich gesprochen: eine dissoziale Persönlichkeit ist (siehe Interview "Am besten wehrt man sich früh"). Beispielsweise wirkt in München ein Chefredakteur, der das fertige Heft im letzten Moment immer noch einmal neu machen lässt. Dabei dreht es sich nicht um Qualität, sondern um Macht. Wenn im Unternehmen Vorgesetzte und Mitarbeiter sonst gut miteinander umgehen, wird so ein Inseltyrann sich nicht allzu lange halten können.

Gefährlicher ist Mobbing als kühl und durchaus professionell angewandte Sozialtechnik, mit der Vorgesetzte, oft in höherem Auftrag, Leute aus dem Unternehmen zu drängen versuchen. Thomas Ketnath, der für die Kolping-Akademie München Mobbing-Opfer berät: "Früher fand der Mitarbeiter manchmal seine Tür versperrt. Heute sind die Techniken raffinierter." Mobbing könne, "juristisch geschickt eingefädelt", Teil eines Plans sein, unerwünschte Beschäftigte loszuwerden. Opfer seien oft ältere oder mit körperlichen Nachteilen behaftete Menschen, hin und wieder aber auch "besonders gute Leute, die anderen etwas vormachen".

In den letzten Jahren ist eine Dienstleistungsszene aufgeblüht, die Unternehmen hilft, Mitarbeiter auf die Straße zu setzen, denen arbeitsrechtlich scheinbar nichts passieren kann. Der Duisburger Rechtsanwalt Helmut Naujoks bietet Seminare mit dem Titel "Kündigung von Unkündbaren" an. Er wirbt damit, dass mit der richtigen Strategie "selbst ein fünfzehnköpfiger Betriebsrat zum Rücktritt gezwungen" werden könne.

Wie man sich wehren kann

Jeder Mitarbeiter kann heute in eine Situation kommen, in der er sich schon aus gesundheitlichen Gründen wehren muss. Studien belegen diesen Bedarf. Das Institut Arbeit und Technik (IAT) aus Gelsenkirchen stellte 2006 fest: Mitarbeiter in IT-Projekten leiden überproportional an Müdigkeit, Nervosität, Schlafstörungen und anderen psychosomatischen Beschwerden. Die britische Regierung kam ihrerseits in einer Studie zu folgendem Ergebnis: Angehörige niedriger Hierarchiestufen haben im jeweils gleichen Alter ein dreimal höheres Sterberisiko als Führungskräfte.