Hightech-Paradies Estland lässt EU alt aussehen

Jeder Este mit elektronischer Bürgerkarte

Neben der e-Votingmöglichkeit ist jeder Este zudem in Besitz einer elektronischen Bürgerkarte, die als Personalausweis mit einer digitalen Signaturmöglichkeit ausgestattet ist. So verwundert es kaum, dass die Esten mittlerweile rund drei Viertel ihrer Bankgeschäfte online abwickeln. Dass das Phänomen allerdings ausschließlich im Zuge der eigenen Identitätsfindung entstanden ist, bezweifelt wiederum der in Tallinn beheimatete Skype-Entwicklerchef Ott Kaukver im pressetext-Interview: "Schon während Sowjetzeiten waren die Top-Ingenieure des Landes in Estland vorzufinden. So war etwa das Forschungszentrum für Kybernetik der UdSSR hier in Tallinn angesiedelt, in dem unter anderem im Jahr 1986 der erste Sowjet-PC entwickelt wurde."

Die besondere Situation beim Wiederaufbau des Landes hat Kaukver zufolge das Seinige zum Erfolg estnischer IT-Entwickler beigetragen. "Nach dem Ende der Sowjetunion waren unsere Ressourcen natürlich sehr limitiert. Um einen Job bzw. eine Aufgabenstellung dennoch zu erfüllen, muss man folglich viel kreativer ans Werk gehen als wenn man viele Fachkräfte und finanzielle Mittel zur Verfügung hat", erklärt Kaukver. Diese frühen Überlebensstrategien beim Wiederaufbau des Landes kämen den estnischen IT-Spezialisten immer noch zugute. "Ich glaube, wir denken immer noch ein wenig anders, wenn wir an die Lösung eines Problems herangehen. Und das ist oftmals sicherlich kein Nachteil", so der Skype-Entwickler gegenüber pressetext. (pte/mje)