Happy Birthday, Linux!

Der erste Schritt

Weitere Kritikpunkte sind, dass Minix ein rein "akademisches" Betriebssystem ist und aus Gründen der Portierbarkeit nur den kleinsten gemeinsamen Nenner der damals verfügbaren Prozessor-Architekturen (8088, 68000, Sparc) verwendet. Dementsprechend nutzt es auch nicht die besonderen Fähigkeiten des 80386. Torvalds beginnt mit seiner Mammutaufgabe: einem komplett neuen Betriebssystem.

Erstes sichtbares Anzeichen ist am 3. Juli 1991 ein Posting in comp.os.minix, in dem er nach einer Definition der Posix-Standards fragt, damit sich Anwendungsprogramme leichter auf das zu diesem Zeitpunkt noch namenlose Betriebssystem portieren lassen.

Doch die Posix-Spezifikationen sind nur gegen Bezahlung vom Standard-Komitee erhältlich. Linus muss sich einen anderen Weg suchen, um eine Programmier-Schnittstelle für sein Betriebssystem zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt meldet sich Ari Lemmke bei Linus und verweist ihn auf die GNU libc.a, eine Bibliothek mit Funktionen des ANSI-C Standards und Posix-Features.

Ari richtet auch gleich das erste öffentliche Linux-Verzeichnis (/pub/OS/Linux) auf nic.funet.fi ein, obwohl dort noch für einige Zeit lediglich ein README zu finden ist: "Dieses Verzeichnis ist für den frei verteilbaren Minix-Clone". Ari ist es übrigens zu verdanken, dass Linux heute "Linux" heißt: Linus will das Betriebssystem eigentlich "Freax" (Kunstwort aus free, freak und dem x von Unix) taufen. Den Arbeitstitel Linux will er nicht verwenden, weil er Angst hat, als "Egomane" beschimpft und nicht ernst genommen zu werden, erklärt er der "Wired". Doch Ari findet Linux besser und legt somit den Grundstein.