Handwerkszeug für echte Profis

Wer große Netze konzipiert, will auch etwas über deren Verhalten wissen - bevor die Anwender die Schwächen auf die harte Art erfahren müssen. Mit dem "Interemulator" stellt GN Nettest ein interessantes Werkzeug für derartige Messungen zur Verfügung.

Von: Gabriele Schrenk, Herbert Almus

Entgegen allen Unkenrufen aus dem Lager der IP-Freunde erfreut sich die ATM-Technik unter Netzbetreibern nach wie vor großer Beliebtheit. Als verbindungsorientierte Übertragungstechnologie ermöglicht sie es, Dienstgüte auch in sehr großen Netzen zu garantieren. Zuständig für die Ermittlung von denjenigen Pfaden durch ein ATM-Netz, welche jeweils die geforderten Qualitäten garantieren, ist das PNNI (Private Network Network Interface). Die Ermittlung der geeigneten Pfade setzt entsprechendes Wissen über die Netzwerkstruktur (Topologie, Ressourcen et cetera) voraus. Routing-Hierarchien gestatten es, Topologieinformationen zusammenzufassen und damit auch in komplexen Umgebungen effizient die Wegebestimmung durchzuführen.

Wie aber testet man das korrekte Routing in sehr großen Netzen? Wohl kaum ein Hersteller oder Netzbetreiber wird dafür Hunderte von ATM-Switches im Labor aufbauen - der finanzielle Aufwand wäre immens. Die Lösung liegt im Einsatz von Emulationswerkzeugen, die es erlauben, einem realen Switch ein komplexes Netzwerk "vorzugaukeln" und gleichzeitig sein Verhalten zu testen. Emulatoren erlauben es auch, das Verhalten von Switches bei Netzwerkfehlern oder Engpässen zu überprüfen. Halten sie den Belastungen stand? Oder zeigen sie Einbrüche, die im Realbetrieb unzufriedene Kunden und entsprechende Verluste und Kosten bedeuten würden?

Mithilfe der Software "Interemulator" des Messgeräteherstellers GN Nettest und eines "Omniswitch" von Alcatel haben wir die praktische Realisierbarkeit eines derartigen Tests erprobt, grundlegende Funktionstests am Switch vorgenommen und wertvolle Erfahrungen mit dem Einsatz eines Emulators gewonnen. Quasi nebenbei fielen dabei auch Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit des eingesetzten Switches an.

Bei dem Produkt von GN Nettest handelt es sich um einen kompletten PNNI-Netz-Emulator. Die Software läuft auf Sun-Rechnern unter dem Betriebssystem Solaris. Entsprechend seiner kleinen, aber äußerst feinen Zielgruppe ist der Preis des Produkts nichts für den Bastler von nebenan: Rund 135 000 Mark sind für die Software hinzublättern. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Professionalität des Werkzeugs anzusetzen.

Mit dem Emulator, genauer gesagt mit dem Rechner, auf dem der Emulator läuft, wird ein realer Switch oder ein Teilnetz verbunden. Die Software selbst erzeugt dann Dutzende emulierter Netzknoten und Endgeräte, baut Verbindungen auf und streut Fehler ein. Der Emulator erlaubt es, mehrere PNNI-Hierarchien zu konfigurieren. Die Statistiken liefern Informationen über die Auslastung der Links zwischen den Switches, die Anzahl der aufgebauten Verbindungen, den Status der Verbindungen und über eventuell aufgetretene Fehler. Zusätzlich kann ein Monitor gestartet werden, der es ermöglicht, den Protokollaustausch aufzunehmen und anschließend zu analysieren. Dieser dekodiert auch das Signalisierungs- und das Routingprotokoll.

Der Switch in unserem Test besitzt zwei Backplanes. Damit ist er in der Lage, sowohl Zellen als auch Frames zu switchen. Er bietet Schnittstellen für den Einsatz verschiedener Netztechniken: Es stehen Interfaces für Ethernet, Fast Ethernet, Token Ring, FDDI, CDDI, ATM und WAN über Lichtwellenleiter oder Kupfer zur Verfügung. Darüber hinaus bietet der Omniswitch auch Unterstützung beim Routen von IP- und IPX-Daten. Für unseren Test benutzten wir indessen nur zwei STM-1-Schnittstellen mit Bandbreiten von 155 MBit/s.

Die Architektur des Geräts basiert auf der Store-and-Forward-Technik. Der Switch unterstützt zehn PNNI-Hierarchiestufen. Er ist in der Lage, in jeder Stufe die Aufgaben des "Peer Group Leader" zu übernehmen.