Die einzelnen Player müssen noch zusammenfinden

Gründerzeitstimmung im Mobile Payment

Noch keine dominante Lösung in Sicht

Die Zahl der Versuche, auf dem Markt für Mobile Payment Fuß zu fassen, ist zuletzt rasant gewachsen. GFT-Experte Bernd-Josef Kohl glaubt, dass damit alternative Bezahlvorgänge immer stärker in den Fokus der Anwender gelangen werden. Allerdings: Angesichts der Vielfalt wird es wohl in absehbarer Zeit keine dominante Lösung auf dem Markt geben, sondern eine Koexistenz mehrerer Systeme. "Dennoch hat sich mit dem Eintritt der Internetunternehmen und Start-ups ein entscheidender Wandel vollzogen", meint Kohl. "Die neuen Akteure am Markt sind kooperationsbereiter."

Foto: Mopic - Fotolia.com

Welche Geschäftsmodelle sich durchsetzen, ist unklarer denn je. Noch immer gibt es keine Standards, die auf dem Markt für Mobile Payment absehbar sind. Genauso wenig ist bislang erkannt worden, wofür sich der Verbraucher am ehesten begeistern wird. Die Vielzahl an Lösungen macht den Markt für Kunden extrem unübersichtlich und kompliziert. Einzelne Akteure werden aber in dem komplexen Markt kaum Standards setzen können.

Mit den neuen Playern aus der Digitalwirtschaft scheint sich das zu ändern. Google hat für seine "Wallet" eine breite Allianz mit Vertretern der Finanzwirtschaft und dem Einzelhandel geschmiedet und sich sogar der Unterstützung aus der Politik für einen Feldversuch in New York versichert.

An Square hat sich Starbucks beteiligt, unter anderem, um die Payment-Lösung zunächst in 7000 US-Filialen einzuführen. Denkbar ist noch viel mehr: Wenn Square erst GPS in seine Lösung integriert hat, könnte das Handy gleich im Laden identifiziert werden, das Personal bekommt den Namen und das Foto des Kunden zur Identifikation auf einem Bildschirm angezeigt. Der Kunde gibt dann nur noch die Bestellung auf. Die Zahlung verläuft automatisch im Hintergrund.

NFC könnte den Durchbruch schaffen

Abwarten, bis Standards im mobilen Zahlungsverkehr zu erkennen sind, erscheint kaum als die richtige Strategie. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich am Ende NFC als Technologiegrundlage durchsetzen wird, ist groß. NFC verbreitet sich jetzt zunehmend auf den gängigen Smartphones. Samsung hat sein Galaxy ab Version S3 mit einem NFC-Chip ausgestattet. Auch Nokia hat frühzeitig Modelle NFC-fähig gemacht, und ebenso gibt es inzwischen Geräte von HTC, Sony oder Blackberry mit dem Chip. Heute beinhaltet bereits etwa jedes vierte verkaufte Smartphone einen NFC-Chip.

Dass es noch nicht mehr sind, liegt auch daran, dass sich Apple der Nahfeldkommunikation bislang verweigert. Ein Hinderungsgrund für einen möglichen Erfolgszug von NFC ist das nicht. Die Volkswagen Bank testet Mobile Payment gemeinsam mit Visa ausgerechnet mit dem iPhone. Dazu werden die Geräte mit einem Kunststoffgehäuse, das sie NFC-fähig macht, versehen. Mit NFC-Stickern kann grundsätzlich jeder Gegenstand diese Funktion erhalten.

Für NFC spricht, dass die damit verbundenen Lösungen für den Verbraucher komfortabler sein werden als das Abscannen von Barcodes oder QR-Codes. Und auch in puncto Sicherheit kann NFC punkten. Denn die Sicherheit wird im Wettbewerb der Systeme eine ganz entscheidende Rolle spielen, meint GFT-Experte Bernd-Josef Kohl. Dieser Aspekt wird zum großen Teil dafür ausschlaggebend sein, wofür der Verbraucher sich begeistern wird. Grundsätzlich hat Kohl aber keine Bedenken, dass sich Mobile Payment durchsetzen kann. Denn historisch gesehen war die Menschheit immer wieder bereit, sich an neue Bezahlverfahren zu gewöhnen. Sonst wäre die Entwicklung vom Naturaltausch über Münzen und Papiergeld hin zu Schecks, Überweisungen, Karten und Online-Transaktionen nicht möglich gewesen.