Große Telcos im Börsenfieber

Derzeit geben die führenden TK-Unternehmen mehr Geld für Akquisitionen und Lizenzen aus als für die Entwicklung neuer Produkte und Services. Unter dem Druck des Kapitalmarktes wird es für die Big Player immer schwieriger, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

Von: Konrad Buck

Reicht die Aussicht auf steigende Börsengewinne aus, um die internationale Kundschaft bei der Stange zu halten? Bleibt den Telco-Chefs trotz immer lauter werdender Rufe nach immer höherem Shareholder Value noch genug Spielraum für Aufbau und Betrieb kundengerechter Netz- und Service-Infrastrukturen? Männer wie Ron Sommer (DTAG), Peter Bonfield (BT), Bernie Ebbers (Worldcom) oder Michael Armstrong (AT&T) jedenfalls sind gegenwärtig nicht zu beneiden. Wie mit entsicherter MP im Nacken müssen sie ihre Konzernstrategien gegenüber geldbesessenen Fondsmanagern verteidigen. Da bleibt erstklassiger Service schnell auf der Strecke.

Zur hohen Belastung wird für alle Konzernchefs der enorme Wertverlust ihrer Unternehmen in den vergangenen Monaten. Die T-Aktie rutschte Ende Oktober auf das Jahrestief von knapp über 37 Euro. Der Börsenwert von British Telecom sackte auf 79 Milliarden Euro ab. Verlust seit Dezember: 52 Prozent. Worldcom hat mit einem Rück-gang von rund 70 Milliarden Dollar mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Und auch AT&T musste kräftig Federn lassen. Das Unternehmen hat seit März bei einem Minus von 93 Milliarden Dollar die Hälfte seines Wertes verloren.

Die Telekom gibt sich vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Outperformer-Stimmung gelassen. Angesichts der immer lauter werdenden Forderungen einer Aufteilung des Konzerns in wendigere Gesellschaften, denen das Erreichen neuer Profitabilitätszonen eher zugetraut wird, sprechen Sommer und seine Vorstandskollegen in jüngster Zeit gerne von "strategischen Säulen". Diese sollen das gemeinsame Dach nach Auskunft der Konzernlenker auch in Zukunft tragen. Die Mobilkommunikation landet nach dem neuen Architekturansatz in der Stütze "T-Mobil", die Online-Kommunikation im Träger "T-Online", die Datenkommunikation und das Systemlösungsgeschäft in der Strebe "T-Systems" sowie das Festnetzgeschäft im Massenmarkt im Pfeiler "T-Com".