Wo der IT-Nachwuchs arbeiten möchte

Google setzt sich vom Wettbewerb ab

Firmen müssen Bewerber richtig ansprechen

Stark gewonnen in der Gunst der männlichen IT-Absolventen haben die Gaming-Firmen Blizzard und Crytek, die vor allem von der Attraktivität ihrer Produkte in der Zielgruppe profitieren. Allerdings reicht Beliebtheit allein nicht aus, um Absolventen anzuziehen: "Unternehmen müssen es schaffen, auch die richtigen Bewerber anzusprechen und für sich zu gewinnen", beobachtet Ledderhos. Keinem Personalverantwortlichen sei geholfen, wenn er Hunderte Bewerbungen von Kandidaten bekomme, die den Arbeitgeber und seine Produkte toll finden, aber nicht ins Unternehmen oder auf die Position passen.

Für diesen "Cultural Fit" müssten sich Firmen klar positionieren und - überspitzt gesagt - von vornherein unpassende Bewerber abschrecken, damit das Recruiting effizient arbeitet. "Aldi Süd und McKinsey schaffen das beispielsweise sehr gut", so die Trendence-Marktforscherin. Das Versprechen: Packe an und arbeite hart, dafür kannst du schnell aufsteigen und bekommst eine hohe Kompensation. "Absolventen, die großen Wert auf Work-Life-Balance legen, bewerben sich so erst gar nicht - diese werden von Aldi Süd und McKinsey auch nicht unbedingt gesucht."

Hart arbeiten muss auch die Personalabteilung von Oracle im Heimatmarkt des großen Rivalen SAP. Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Kunz kann sich über einen Anstieg in der Beliebtheit der IT-Absolventen freuen. Von einem Wert von 2,4 Prozent im Jahr 2012 entwickelte sich der Softwarekonzern in diesem Jahr auf den 20. Rang mit 3,4 Prozent, einen Platz vor der Deutschen Telekom. "Das zeigt, dass sich unser kontinuierliches Engagement im Rahmen von Karrieremessen, Workshops, Fachvorträgen, Präsentationen und Förderprogrammen auszahlt", freut sich Kunz. Dabei setzt auch Oracle bei den Studierenden an: "Wir haben unsere Mitarbeiter stärker in Hochschulkooperationen eingebunden als zuvor und werden diesen Weg auch weiterhin verfolgen." Schließlich, so die Kalkulation, seien die besten Markenbotschafter immer noch die eigenen Mitarbeiter aus den verschiedenen Fachbereichen.

Jürgen Kunz ist Geschäftsführer von Oracle Deutschland. Sein Unternehmen umwirbt in erster Linie Absolventen der Informatik, möglichst kombiniert mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung. "Die proaktive Ansprache von Talenten ist Bestandteil unserer Recruiting-Strategie, die wir auf Xing, LinkedIn und anderen sozialen Plattformen verfolgen."
Jürgen Kunz ist Geschäftsführer von Oracle Deutschland. Sein Unternehmen umwirbt in erster Linie Absolventen der Informatik, möglichst kombiniert mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung. "Die proaktive Ansprache von Talenten ist Bestandteil unserer Recruiting-Strategie, die wir auf Xing, LinkedIn und anderen sozialen Plattformen verfolgen."
Foto: Oracle

Zudem kann Oracle neben der weltweiten Präsenz auch ein großes Produktportfolio sowie zukunftsträchtige Technologien aus den Bereichen Cloud, Mobility und Big Data vorweisen. "Hierdurch bieten sich für engagierte Berufseinsteiger vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, die wir durch entsprechende Programme unterstützen", argumentiert der Deutschland-Geschäftsführer. Dabei ist der Konzern hauptsächlich an Absolventen der Informatik, möglichst kombiniert mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung, sowie an Wirtschaftswissenschaftlern mit hoher Vertriebskompetenz und einer Vorliebe für Enterprise-IT interessiert.

Proaktive Suche wird zur Pflicht

Genaue Informationen zur Mitarbeiterzahl in den einzelnen Ländern veröffentlicht Oracle nicht, aber laut dem jüngsten Quartalsbericht beschäftigt der Konzern in der Emea-Region mehr als 23.000 Mitarbeiter. Zwar lassen sich laut Kunz auch bei Oracle wegen der großen Konkurrenz nicht alle vakanten Positionen "wunschgemäß besetzen", als weltweit aufgestelltes Unternehmen könne man aber attraktive Chancen und abwechslungsreiche Aufgaben in die Waagschale werfen. Dabei rührt Kunz die Werbetrommel auch in den neuen Kanälen: "Die proaktive Ansprache von Talenten ist Bestandteil unserer Recruiting-Strategie, die wir auf Xing, LinkedIn und anderen sozialen Plattformen verfolgen."

Auf diesem Feld zeichnen sich für Personalabteilungen und Recruiter generell große Veränderungen ab. Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren will, muss dort Präsenz zeigen, wo sich Schüler, Studierende und Young Professionals aufhalten - im Netz.

Nicht wenige Personaler glauben deshalb daran, das richtige Personal in den sozialen Netzen finden zu können. Leider gibt es hier keinen Königsweg, weiß Trendence-Expertin Ledderhos: "Die Zahl der Kommunikationskanäle, die bedient werden müssen, wird immer größer, weil insbesondere die Generation Y viele Kanäle parallel zu ihrer Information nutzt." Jeder Kanal habe seine eigene Rolle im Kommunikations-Mix, und Absolventen hätten genaue Vorstellungen davon, was für Arbeitgeber im Social Web erlaubt ist und was nicht.

Manja Ledderhos von Trendence stellt fest: "Die Ansprüche der Bewerber sind generell hoch. "Weiche Faktoren" wie Wertschätzung und Führungsstil spielen eine Rolle, doch auch das gewünschte Einstiegsgehalt ist wichtig."
Manja Ledderhos von Trendence stellt fest: "Die Ansprüche der Bewerber sind generell hoch. "Weiche Faktoren" wie Wertschätzung und Führungsstil spielen eine Rolle, doch auch das gewünschte Einstiegsgehalt ist wichtig."
Foto: Privat