Wo der IT-Nachwuchs arbeiten möchte

Google setzt sich vom Wettbewerb ab

Autobauer werden interessanter

Eine hohe Nachfrage nach innovativen Lösungen gibt es auch in der deutschen Automobilindustrie, deren Beliebtheit bei IT-Absolventen immer weiter steigt. Angesichts der zunehmenden Verbindung von Maschinenbau und Elektronik sei das kein Wunder, argumentiert Manja Ledderhos, Expertin für den IT-Arbeitsmarkt im Forschungsinstitut Trendence, das die IT-Absolventenstudie erstellt hat. Der Bedarf an ITlern sei in Zeiten der Digitalisierung im Automotive-Bereich stark gestiegen. Ein Beispiel ist Volkswagen, dessen Beliebtheit sich von einem Wert von drei Prozent im Jahr 2010 nun auf 5,9 Prozent fast verdoppelt hat. Der Zuwachs gelte nicht nur für die Automobilkonzerne und - abgeschwächt - für deren Zulieferer, sondern angesichts des E-Commerce-Booms auch für den Autohandel.

Ledderhos stellt fest, dass die Ansprüche der Bewerber generell hoch sind. "Weiche Faktoren" wie Wertschätzung und Führungsstil spielten eine Rolle, doch auch das gewünschte Einstiegsgehalt sei wichtig. Mit 45.600 Euro hat es ein neues Rekordhoch erreicht. In anderen Fächern wie den Ingenieurs- oder Wirtschaftswissenschaften sei die Situation anders, der Höhenflug bei den Einstiegsgehältern sei dort erstmals seit Jahren gestoppt. "Ich bin gespannt, ob nun auch bei den IT-Fachkräften ein Peak erreicht ist, oder ob sie sich 2015 in ihren finanziellen Vorstellungen noch einmal selbst übertreffen werden", sagt Ledderhos. Bei den erwarteten Arbeitszeiten geben sich die Absolventen keinen Illusionen hin: Sie gehen von einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,8 Stunden aus. Generell liegt in Deutschland die Wochenarbeitszeit für Vollzeitstellen im Schnitt bei knapp 40 Stunden.

Frauen verlangen weniger Geld als Männer

Unterschiede bestehen weiterhin beim sogenannten "Gender Gap": Unternehmen verschiedener Branchen sind für Frauen und Männer oftmals unterschiedlich attraktiv. Allerdings scheinen einige einst starre Fronten langsam aufzuweichen: "BMW und Volkswagen haben es in den letzten Jahren geschafft, immer mehr Frauen von sich als Arbeitgeber zu überzeugen - obwohl ihre Produkte nach traditionellem Verständnis typische Männerprodukte sind", beobachtet die Trendence-Mitarbeiterin. Vor allem unter Wirtschaftswissenschaftlern beiderlei Geschlechts haben die Autobauer einen guten Ruf. "BMW ist aus deren Sicht inzwischen sogar beliebtester Arbeitgeber vor Unternehmen wie Lufthansa, Google oder Adidas."

Kaum Bewegung gab es indes bei den Gehaltserwartungen der IT-Absolventinnen, die traditionell deutlich weniger verlangen als ihre männlichen Kommilitonen. "Auch die einschlägigen Initiativen und die Berichterstattung in den Medien der vergangenen Jahre haben daran nicht viel geändert", sagt Ledderhos. So erwartet eine IT-Absolventin heute zum Einstieg mit 41.800 Euro im Durchschnitt nur 1500 Euro mehr als 2008. Im gleichen Zeitraum stieg die durchschnittliche Gehaltserwartung ihrer männlichen Kommilitonen von 43.800 Euro auf fast 46.000 Euro. "Die Gehaltsschere klafft schon beim Berufseinstieg auseinander, und unsere Befragungen unter jungen Berufstätigen zeigen, dass Frauen diese Differenz auch später nicht aufholen."