Browser als Entwicklungsumgebung

Google: HTML 5 verändert das Internet

Google hat im Rahmen der Entwicklerkonferenz "Google I/O 2009" in San Francisco die Vorzüge des neuen Webstandards HTML5 stark angepriesen. Laut Google-CEO Eric Schmidt mache der neue Standard der Auszeichnungssprache Webbrowser anstelle von Betriebssystemen zur entscheidenden Umgebung für Applikationsentwickler.

"Die Einführung des neuen Standards wird sich schrittweise vollziehen. Es kommt ganz darauf an, wie die Browserentwickler die Vorgaben umsetzen bzw. welche Frameworks geschrieben werden, um sinnvolle Komponenten nach und nach nutzbar zu machen", meint Bernd Bammer, Geschäftsführer von BJB, gegenüber pressetext.

In der Praxis spielt HTML5 noch keine Rolle. Viele Browser wie Firefox, Chrome oder Safari werden jedoch schon seit 2004 in Richtung offene Webstandards entwickelt und sehen sich im Vergleich mit Microsofts Internet Explorer im Vorteil. Für Microsoft sei die Adaption von HTML5 problematischer, da für den Browser entwickelte interne Applikationen versagen könnten, erläutert Vic Gundotra, Vice President of Engineering bei Google, gegenüber Cnet.

"Standardisierungskriege - wie etwa zwischen Microsoft und Netscape - sind aber nicht mehr zu erwarten, da sich auch Microsoft aufgrund der mächtig gewordenen Open-Source-Browser mehr und mehr an die Standards hält", sagt Robert Lies, Geschäftsführer von TCS, im Gespräch mit pressetext. Dass der Trend hin zum Webbrowser als entscheidende Entwicklungsumgebung für Applikationsprogrammierer durch HTML5 weiter verstärkt wird, sei hingegen sehr wahrscheinlich. Die Browserentwicklung wird also mit HTML5 in eine neue Phase eintreten. So wird Mozillas Firefox schon in der Version 3.5 HTML5-Video-Elemente unterstützen.

Der vom W3C-Konsortium entwickelte HTML5-Standard wird für Entwickler zusätzliche Anwendungs-, Struktur- und Datenelemente zur Verfügung stellen. Ein Canvas-Tag soll eine Zeichenoberfläche für 2D- und 3D-Zeichnungen zur Verfügung stellen. Die in HTML5 enthaltenen APIs werden auch die Einbindung von Video- und Audiodaten in Webseiten erleichtern. Laut Aussagen von Opera-CEO Jon von Tetzchner könnte die Weiterentwicklung der Webstandards sogar Adobes Flash überflüssig machen.

HTML5 soll sowohl der Schnittstellenspezifikation DOM entsprechen als auch XML-Formulierungen zulassen. Alle so in die Webseiten eingebundenen Elemente werden damit über JavaScript angesprochen und gesteuert werden können. Dazu wird ein Applikationscache den Betrieb von Webanwendungen auch dann ermöglichen, wenn die Verbindung unterbrochen ist. Angesichts des Trends hinzu mobilen Endgeräten werden auch die Neuerungen im Bereich Geolocation relevant sein. Bereits zu Beginn des Vorjahres wurde ein erster Arbeitsentwurf des W3C veröffentlicht. Trotz einiger Folgeversionen ist mit einer endgültigen Fassung von HTML5 nicht vor 2012 zu rechnen, so der Tenor unter Experten. (pte/cvi)