Giga: Microsoft-Teilung schadet Verbrauchern

Eine Zerschlagung von Microsoft hätte erhebliche negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, urteilt die Marktforschungs- und Beratungsgesellschaft Giga Information Group. Schon heute leiden Privatverbraucher und Unternehmen unter den Folgen des Anti-Trust-Prozesses, schreibt Giga in der Studie.

Wichtigster Grund für die düstere Prognose, die durch das jüngste Kartellverfahren der EU gegen Microsoft neue Nahrung erhalten hat: Verzögerungen bei der Entwicklung neuer Softwareprodukte und dadurch entstehende Produktivitätsverluste in der Wirtschaft. Auch die späte Auslieferung von Windows 2000 führt Giga neben anderen Faktoren auf das Gerichtsverfahren zurück.

Sinkende Softwarepreise erwartet die Giga Information Group auf Grund einer Teilung nicht. Microsoft werde auch künftig die Preise an der Maxime ausrichten: "Erst Märkte erobern, dann beherrschen". Zunächst werden Wettbewerber mit Niedrigpreisen aus einem Marktsegment gedrängt. Wenn Microsoft dann die dominante Marktposition besitzt, werde diese genutzt, um das Preisniveau anzuheben. Allerdings habe dieses für die Konkurrenten unerfreuliche Vorgehen insgesamt zu einem drastischen Preisverfall in der Softwarebranche geführt, von dem Unternehmen und Verbraucher profitieren, urteilt die Giga-Analystin Laura DiDio: "Gleichgültig, ob Microsoft aufgeteilt wird oder nicht, es werden weder die Regierung noch Microsoft diesen Fall wirklich gewinnen. Das wahre Verbrechen liegt darin, dass auf lange Sicht die Anwender und ihre Interessen nicht gewinnen."

Für Windows 2000 erwartet Laura DiDio trotz des Quasi-Monopols vorläufig keine Preisanhebung: Zunächst solle die Kundschaft von Windows 9x und NT 4.0 zum Umsteigen auf das neue Betriebssystem bewegt werden, meint Giga. Microsofts ".NET" bezeichnen die Berater als "goldene Brücke" zwischen der Windows-Ära der Vergangenheit und der Vernetzung der Zukunft. Dahinter steckt laut Giga ein Trick: Microsoft wird bei einer eventuellen Aufspaltung sein ".NET"-Konzept nicht in der Windows-Company ansiedeln, sondern in der Applikations- und Internet-Division. Dann bliebe in der gerichtlich erzwungenen eigenständigen Windows-Gesellschaft lediglich noch ein Rest alter Betriebssystem-Technologien ohne langfristige Marktrelevanz übrig, urteilt die Giga Information Group. (uba)