Aufstieg

Gestern IT-Profi, heute Chef

In den ersten 100 Tagen nach dem Antritt einer Führungsposition legen Chefs die Basis für den künftigen Erfolg. Hier einige Tipps, die Führungskräfte bei der Übernahme einer neuen Abteilung beherzigen sollten.

Ein 33-jähriger Informatiker wird zum Leiter der IT-Abteilung ernannt. Voller Elan geht er ans Werk. Flugs gestaltet er in den ersten Tagen zentrale Arbeitsabläufe in der Abteilung um. Zudem streicht er die gewohnten Besprechungen am Wochenanfang, die er als Zeitverschwendung empfindet. Danach beschäftigt er sich wochenlang vor allem mit dem Austüfteln eines neuen Projektmanagementsystems. Mit ihm möchte er Pluspunkte bei der Firmenleitung sammeln. Anfangs lassen sich die Mitarbeiter vom Elan ihres neuen Vorgesetzten inspirieren. Hoch motiviert arbeiten sie in den ersten drei, vier Wochen. Denn bei einem Führungswechsel werden oft auch die Karten neu gemischt. Folglich möchte jeder beim neuen Chef punkten. Doch dann fällt ihre Leistung spürbar ab. Was ist passiert?

Wer nach dem Aufstieg zum Chef weitgehend mit sich beschäftigt ist und nicht auf seine Mitarbeiter eingeht, kann schnell abstürzen.
Wer nach dem Aufstieg zum Chef weitgehend mit sich beschäftigt ist und nicht auf seine Mitarbeiter eingeht, kann schnell abstürzen.
Foto: Serg Nvns - Fotolia.com

Mitarbeiter als Mitstreiter gewinnen

Ein zentrales Versäumnis des neuen Chefs war, dass er seine Mitarbeiter nicht „ins Boot“ holte. Er informierte sie weder über seine Arbeit, noch nutzte er ihre Erfahrung. Deshalb fragten sich seine Mitarbeiter irgendwann: Womit beschäftigt der sich eigentlich den ganzen Tag? Der neue Leiter der IT-Abteilung vermittelte seinen Mitarbeitern auch keine Vision, wie sich die Zusammenarbeit künftig gestalten sollte. Er verständigte sich mit ihnen auch nicht auf Ziele, die es bei der gemeinsamen Arbeit zu erreichen gilt.

Also legten sich die Mitarbeiter zwar anfangs ins Zeug, um dem Neuen zu signalisieren: Ich bin ein guter Mann beziehungsweise eine gute Frau. Doch dann registrierten sie: Unser neuer Chef interessiert sich kaum für uns und unsere Arbeit; er ist weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Also schalteten sie ein, zwei Gänge herunter. Ihr anfänglicher Elan erlahmte – auch weil ihnen die nötige Orientierung im Arbeitsalltag fehlte. Wie können junge Manager so einen Start vermeiden? Eine Führungskraft sollte in der Startphase, bevor sie Dinge umkrempelt, in Gesprächen mit ihren Mitarbeitern zunächst Folgendes ermitteln:

  • Wie war die Arbeit bisher strukturiert und organisiert?

  • Von welchen Maximen ließen sich die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit leiten?

  • Welche Wünsche und Vorstellungen haben sie bezüglich der künftigen Zusammenarbeit?

Danach sollte der neue Chef seinen Mitarbeitern vermitteln,

  • inwieweit ihre Erwartungen realistisch sind,

  • welche (übergeordneten) Ziele es bei der Zusammenarbeit zu erreichen gilt und

  • welche Rolle sie selbst beim Erreichen der gemeinsamen Ziele spielen.

Die Führungskraft sollte zudem mit jedem Mitarbeiter im Vier-Augen-Gespräch klären: Wo stehen Sie? Wo wollen Sie hin? Und: Was brauchen Sie, um diese Ziele zu erreichen? Erst wenn sie diese Informationen hat, sollte sie Abläufe und Zuständigkeiten neu definieren – und zwar so, dass die Mitarbeiter danach ihren Beitrag zum Erreichen der übergeordneten Ziele leisten können. Dabei sollten sich Führungskräfte stets vor Augen führen: Ihre Leistung wird an der ihres Teams gemessen. Folglich sind ihr beruflicher Erfolg und ihr berufliches Fortkommen, so paradox es klingt, weitgehend abhängig von den Personen, die ihnen untergeben sind. Das ist vielen jungen Führungskräften nicht hinlänglich bewusst.