Geschwindigkeit ist alles

Uneinigkeit über Transportmedium für 10GE

Allerdings sorgten einige Details im Blue Book bei den Teilnehmern für Unmut. Die Autoren hatten bei der Multimode-Übertragung, also dem klassischen Verfahren im LAN, nur einen WDM-Laser (Wavelength Division Multiplexing) mit 1310 nm vorgesehen. Eine 850-nm-Lösung, wie sie bereits mit Erfolg bei Gigabit-Ethernet eingesetzt wird, suchte man vergebens. Die Teilnehmer des Meetings spalteten sich daraufhin in zwei Lager: Auf der einen Seite standen die Befürworter der Übertragung über Lichtwellenleiter mit 850 nm, die zusätzlich 1310 nm akzeptieren würden. Auf der anderen Seite formierte sich eine Fraktion, die nur 1310 nm realisiert sehen möchte. Trotz eines Abstimmungsmarathons fand keine Lösung die notwendige Mehrheit von 75 Prozent.

Für die Hersteller von Chips und Komponenten für die Singlemode-Übertragung war das Treffen dennoch erfolgreich. Nahezu alle für sie relevanten Randbedingungen wurden geklärt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie für Ende des Jahres erste Prototypen für 10GE ankündigten.

Im Vergleich zu den Diskussionen in der 10GE-Arbeitsgruppe verliefen die Gespräche der IEEE-802.3.af-Working-Group geradezu harmonisch. Die Teilnehmer dieses Gremiums einigten sich auf alle wesentlichen Rahmenbedingungen zur Stromübertragung über Twisted-Pair-Kabel. So wurde die Spannung auf 48 Volt DC festgelegt, die Stromstärke auf 350 mA. Berücksichtigt man den Leitungsverlust, lässt sich einem Netzwerkendgerät eine Leistung von etwa 14 Watt zur Verfügung stellen.

Die Stromübertragung erfolgt über zwei der vier Kabelpaare. Der Sender kann sich dabei aussuchen, über welche Paare er den Strom überträgt, der Empfänger hingegen muss dies akzeptieren. Dieser Festlegung ging eine detaillierte Untersuchung der aktuellen TP-Verkabelung voraus. Nach einer Analyse von Sage Research von 1998 verfügen bis zu 60 Prozent der Verkabelung in Deutschland, Österreich und der Schweiz über weniger als vier Paare. Im restlichen Europa liegt der Wert bei 20 Prozent, in allen anderen Ländern bei rund zehn Prozent. Interessant ist auch, dass rund 67 Prozent der Installationen auf Kategorie-5-Kabel basieren.

Die Teilnehmer der IEEE-Arbeitsgruppe legten zudem fest, woran der Sender erkennt, ob ein Endgerät mit Strom versorgt werden kann oder nicht. Sie einigten sich dabei sowohl auf die von Lucent vorgeschlagene Widerstandsmethode als auch auf das von Nortel Networks favorisierte Kondensator-Dioden-Verfahren. Zusätzlich wird die Einspeisung ins Kabel von dritter Seite unterstützt (Mid-Span Insertion).