Das Home Office muss zur Workforce passen

Generation Y braucht andere Führung und Arbeitsmodelle

Führungskräfte als Träger der Unternehmenskultur

Da sich die Mitarbeiter durch Home Office und die unterschiedlichsten Wohnorte nicht mehr täglich persönlich begegnen, ist ein weiterer Faktor von enormer Bedeutung: Führung. Durch die vielen individuellen Arbeitsbedingungen laufen Unternehmen Gefahr, ihre identifikationsstiftende Kultur zu verlieren, die gemeinsame Mitte. Es gibt keine gemeinsame Kaffeepause mehr, in der man sich trifft und unterhält, keinen Büronachbar mehr, zu dem man auf ein Schwätzchen rüberhuscht. Diese auf den ersten Blick nebensächlichen Kontaktpunkte stärken aber den Zusammenhalt und fördern unter Mitarbeitern ein Wir-Gefühl. Um ein lockeres Konglomerat an beinahe zufällig interagierenden Personen ohne wirklichen Mittelpunkt zu vermeiden, bedarf es eines völlig neuen Führungsstils.

Die rein fachliche Bedeutung von Führungskräften wird nach Ansicht der Zukunftsforschers Markus Klups abnehmen. Sie werden, so Klups, stattdessen dafür verantwortlich sein, ein "schwirrendes Miteinander" als Team zusammenzubringen und zu binden, um so die Unternehmenskultur zu gestalten. Die Krux liege darin, maximal flexibles Arbeiten bei dennoch nötiger physischer Präsenz und maximalem Austausch zu ermöglichen.

Mitarbeiter werden an Ergebnissen gemessen

Dabei werde es für Führungskräfte unerlässlich sein, Vertrauen und Transparenz zu fördern. Je flexibler das Arbeiten werde, desto ergebnisorientierter müssen die Arbeitnehmer sein. Dies gelinge, so der Zukunftsforscher, mit dem Abstecken individueller Ziele, da der Weg zum Ziel zunehmend vom Mitarbeiter gewählt werde. Die Messlatte liegt demnach in Zukunft nicht mehr auf der Zeit, die die Mitarbeiter im Büro verbringen. Vielmehr würden sie an den Ergebnissen gemessen werden, die sie erzielten. Ohne Vertrauen und Transparenz, so Klups, lasse sich dieses neue Arbeitsmodell aber nicht stabil umsetzen.

Change Management ist Chefsache

Neue Arbeitsmodelle bringen also eine sehr anspruchsvolle Managementaufgabe mit sich. Das Change Management bis hin zu New-Work-Strukturen sollten deshalb immer aus der Unternehmensführung kommen und im Einklang mit strategischen Zielen etabliert werden. Klups rät Unternehmen zu einer systematischen Herangehensweise. Statt mit Einzelmaßnahmen auf HR-Trends wie Home Office aufzuspringen, sollte der Weg zu einer zukunftsfähigen Workforce sorgfältig geplant sein. Nach der Analyse der Trends folge die Prüfung der Relevanz für das eigene Unternehmen und den Geschäftsbereich. Die Erkenntnisse müssen dann in einzelne Handlungsfelder und Maßnahmen heruntergebrochen werden, um sie schrittweise umzusetzen.

Die Vorreiterrolle der Führungskräfte ist von zentraler Bedeutung. Wenn die Chefetage Veränderungen und den Fortschritt vorlebt, sind die Mitarbeiter auch wesentlich schneller bereit zu folgen. So können Unternehmen gesund und langfristig mit der Digitalisierung Schritt halten, ohne zu viel Aufwand in Trends zu investieren, die langfristig nicht erfolgreich sind. (pg)