Geldmangel führt zu Innovationen

Das Netz wird allgegenwärtig

Als älteste Universität Nordeuropas wurde die Uni Rostock im Jahre 1419 gegründet, heute verteilen sich über 11 000 Studenten auf mehr als 40 Studiengänge. Von den etwa 4700 Angestellten sind circa 1600 im Hochschulbereich tätig, 3100 arbeiten für die medizinische Fakultät. Zur Universität gehören etwa 350 Gebäude, die auf acht Standorte in der Stadt verteilt sind. Der Backbone, der die einzelnen Standorte miteinander verbindet, basiert auf Lichtwellenleitern und ATM-Technik. Bislang bildet die Rostocker Hochschule einen Knoten im Breitband-Wissenschaftsnetz (B-Win), soll aber spätestens ab Sommer, mit höherer Bandbreite ausgestattet, zum G-Win-Knoten (G-Win = Gigabit-Wissenschaftsnetz) werden.

Durch die Erweiterung des bestehenden Netzes um die drahtlose LAN-Technik sollen in erster Linie die Arbeitsplatz-Engpässe in den einzelnen Standorten beseitigt werden. Gleichzeitig sollen die Studenten und Mitarbeiter davon profitieren, dass sie ortsunabhängig auf das "allgegenwärtige" Intranet zugreifen können. Daran wird gearbeitet. Bisher wurden 150 Access-Points installiert. Der Ausbau erfolgte zunächst in Standorten mit großem öffentlichen Verkehr und wird kontinuierlich fortgesetzt. Die Funkzellen bilden ein logisches Netz, für das ein gemeinsamer IP-Adressraum definiert wurde. So hat jeder Nutzer einer WLAN-Client-Karte uneingeschränkten Zugriff innerhalb der zugewiesenen Benutzerrechte. "Inzwischen greifen etwa 100 Nutzer drahtlos auf das Uni-Netzwerk zu, die Technik funktioniert einwandfrei", freut sich der Leiter des Wiss-Projektes, Professor Dr.-Ing.habil. Djamshid Tavangarian.

Dass bei der Projektplanung von Wiss die medizinischen Einrichtungen der Hochschule zunächst außen vor blieben, erklärt Wolfram Bütow, Diplom-Physiker und Systemingenieur am Institut für technische Informatik des Fachbereichs Informatik und Mitglied des Wiss-Teams, mit den besonderen Zertifikatsanforderungen und den damit verbundenen Verzögerungen. Weil viele der medizinischen Geräte im Hochfrequenzbereich arbeiten, sind sie sehr empfindlich gegen Störungen. Cabletron arbeitet momentan daran, die besonderen Unbedenklichkeitsbescheinigungen und Zertifikate für den klinischen Einsatz einzuholen. Nach Auskunft von Jan Bause, Marketing-Manager bei Cabletron, ist das jedoch nur noch Formsache. In den USA werde die Technik bereits schon seit einiger Zeit in Krankenhäusern genutzt. Auch in Deutschland setzen bereits einige Kliniken auf Wireless-LANs. Unter anderem realisierte Artem ein Projekt in der Kreisklinik Ebersberg bei München. Dort können Ärzte bei der Visite beispielsweise die im Intranet gespeicherten Röntgenbilder per Notebook abfragen.