Gefragt ist Integration

Workshop des IAB

Parallel zum IETF-Meeting veranstaltete das "Internet Architecture Board" (IAB) einen Workshop zum Thema Internet-Standards und drahtlose Endgeräte. Neben den zwölf Mitgliedern des IAB nahmen an ihm fünfzehn Experten teil. Sie diskutierten über

- Link-Techniken wie "Bluetooth" für so genannte "Body Area Networks" zur Kommunikation zwischen IP-Geräten, die der Nutzer mit sich führt,

- "Mobile IP", vor allem IPv6, in zellularen Mobilfunknetzen sowie Lösungen für die Authentifizierung, Autorisierung und das Accounting (AAA) und

- wie sich die Arbeiten einzelner Working Groups der IETF an bestehenden und neuen Protokollen auf die Aktivitäten anderer Gruppen auswirken können. Mit diesem Problem befasst sich auch die Arbeitsgruppe "Weird" (Web Elucidation of Internet Related Developments). Verursacht wurde es durch die wachsende Zahl der IETF-Arbeitsgruppen (gegenwärtig sind mehr als 100 aktiv) und die damit verbundene Fülle von Drafts und RFCs. Für die Experten in einem Gremium wird es dadurch immer schwieriger, alle Änderungen nachzuvollziehen, die sich durch die Aktivitäten anderer Gruppen ergeben.

Die IAB erarbeitete im Rahmen des Workshops mehrere Empfehlungen, welche die wichtigsten Problembereiche abdecken. Eine besagt, dass ein intensiver Dialog zwischen der IETF und denjenigen Organisationen anzustreben ist, die Spezifikationen für drahtlose Endgeräte und Funknetze erarbeiten. Das sind in erster Linie das WAP-Forum und das Mobile Wireless Internet Forum (MWIF). Hinzu kommen das Third Generation Partnership Project (3GPP) sowie das Industriekonsortium 3G.IP. Sie arbeiten an Spezifikationen für UMTS-Systeme (Universal Mobile Telecommunications System) auf Grundlage des Internet-Protokolls.

Außerdem wurde deutlich, dass sich Network Address Translation (NAT) nicht für drahtlose IP-Dienste eignet. Denn ein zellulares Netz eines solchen Dienstes wird durch eine große Domäne repräsentiert. Wenn dort nur ein NAT-System (Gateway, Router) zum Einsatz kommt, entwickelt es sich schnell zu einem Flaschenhals. Werden dagegen mehrere NAT-Boxes verwendet, führt das zu bislang ungelösten Koordinationsproblemen.

Ein weiterer Punkt des Workshops betraf die TCP-Staukontrolle. Sie geht prinzipiell davon aus, dass Paketverluste durch Überlast in einem Netzknoten verursacht werden. Kommen jedoch drahtlose Endgeräte ins Spiel, müssen Mechanismen vorhanden sein, die erkennen, ob für Datenverluste eine Überlastsituation oder Bitfehler auf dem drahtlosen Link verantwortlich sind. Was das Internet-Protokoll angeht, scheint nach Ansicht des IAB für die drahtlosen Endgeräte IPv6 wesentlich attraktiver zu sein als IPv4. Um die Kommunikation mit IPv4-Knoten sicherzustellen, sollten zum Übersetzen von IPv6- und IPv4-Adressen allerdings keine NAT-Systeme eingesetzt werden, sondern Alternativen wie Gateways auf Anwendungsebene. Um eine bestimmte Dienstequalität (Quality of Service, QoS) unterstützen zu können, müssen zudem die bisherigen IETF-Lösungen angepasst werden, speziell Intserv und Diffserv. Das gilt für den Fall, dass mehrere Router-Übergänge (Hops) im Festnetz in Verbindung mit einem letzten Hop über einen Funkkanal auftreten.

Weitere Bereiche, in denen eine Anpassung an drahtlose Endgeräte berücksichtigt werden muss, sind die Authentifizierung, Autorisierung und das Accounting (AAA) in Szenarien mit mehreren administrativen Domänen sowie Proxies zur Steigerung der Leistungsfähigkeit. (re)

Zur Person

Dr. Georg Carle ist stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums "Global Networking" am Forschungsinstitut GMD Fokus. sowie Lehrbeauftragter der TU Berlin.

Petra Schlatter studierte an der Universität Stuttgart Elektrotechnik. Sie ist bei der Firma R. Hirschmann im Geschäftsbereich Automatisierungs- und Netzwerksysteme für Layer-3-Switching-Produkte zuständig.