Two-Speed-IT

Fundamentale Probleme in der IT-Abteilung

Routiniers versus junge Spezialisten. Digitalisierung und Mobility erfordern ein völlig anderes Mindset. Ältere Mitarbeiter fühlen sich abgehängt. Helfen könnte eine IT-Organisation der zwei Geschwindigkeiten.

Der Brief bereitete der Adressatin wenig Freude. Ende November schrieb Gabriele Riedle, Redakteurin des Magazins GEO, einen offenen Brief an Julia Jäkel, Vorstandschefin des Verlags Gruner+Jahr, der (unter anderem) GEO herausgibt. Verliere sie ihren Job, so Riedle, 56, marschiere sie "geradewegs in die Altersarmut."

Hintergrund ist, dass bei Gruner+Jahr aktuell ein großes Entlassungsprogramm läuft, 400 von 2400 Stellen sollen wegfallen. Bei GEO müssen - so die aktuelle Planung - 14 Mitarbeiterinnen gehen.

Aufschlussreich im Zusammenhang mit diesem Artikel ist allerdings nicht diese Tatsache an sich, sondern ihre Begründung. Gabriele Riedle schreibt dazu in ihrem offenen Brief, man habe ihr mitgeteilt, sie sei "zu wenig spezialisiert und zu sehr Generalistin."

Viele Unternehmen entlassen und suchen parallel junge, technikaffine Leute.
Viele Unternehmen entlassen und suchen parallel junge, technikaffine Leute.
Foto: cirquedesprit - Fotolia.com

Spezialisierte Leute dagegen sind gesucht, auch bei Gruner+Jahr. Android-Entwickler zum Beispiel, Web Developer oder Software Engineers. Generalisten raus, Spezialisten rein, so könnte man die Entwicklung zusammenfassen. Was in der Praxis auch bedeuten kann: Alte raus, junge rein.

Unterschiedliche Mindsets

Vor allem in der IT. Deren mächtigster Antreiber der kommenden Jahre, die Digitalisierung aller Geschäftsprozesse, wird die Rollen und Aufgabenbereiche nicht nur der Häuptlinge, sondern auch der Indianer fundamental verändern.

Für CIOs und IT-Leiter stellt sich natürlich die Frage, wie sie diesem Wandel erfolgreich managen. Und mit welchen Mitarbeitern. Auf ihrer Payroll stehen in der Regel viele Macher im besten Alter, gut aufgestellt und breit ausgebildet, mit viel Erfahrung und Routine. Und wenige ehrgeizige Newcomer aus der Generation Y.

Keine einfache Ausgangslage. Nach Ansicht von Marcus Eul, Partner bei AT Kearney, sind die Unterschiede zwischen beiden Gruppen fundamental: "Für das Managen der vorhandenen IT auf der einen und das Entwickeln neuer Lösungen im Bereich Mobility und Digitalisierung auf der anderen Seite brauche ich völlig unterschiedliche Mindsets."

Nach Ansicht von Marcus Eul, Partner bei AT Kearney, braucht es für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle eine völlig anderes Mindset als für die traditionelle IT.
Nach Ansicht von Marcus Eul, Partner bei AT Kearney, braucht es für die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle eine völlig anderes Mindset als für die traditionelle IT.
Foto: A.T. Kearney

Und die lassen sich nicht mal eben auf einer Wochenendschulung verändern. "Digitalisierung funktioniert eben völlig anders als das klassische Wasserfallmodell mit seinem Plan-Build-Run. Bei der Digitalisierung geht es um agile, parallele Entwicklung, und das sequenziell orientierte Plan-Build-Run ist das Gegenteil davon."