Fibre to the Home

FTTH-Council: Glasfaserausbau in Deutschland hinkt hinterher

Vom Befahren der "Datenautobahn" des Internets sind Deutschland, Österreich und auch die Schweiz noch weit entfernt. Im Ranking der besten Staaten führt derzeit Litauen von der skandinavischen Ländern.

"Allen drei Länder sind in Europa Schlusslichter, was den Anschluss an das Glasfaser-Breitbandnetz betrifft. Der Rückstand in der Kommunikationstechnik wirkt sich für den Standort negativ aus", berichtet Hartwig Tauber, Direktor des FTTH-Councils Europe, am Rande der CeBit im pressetext-Interview.

Glasfaser ist in Zeiten von Telearbeit, Online-Updates, Videostream und Internet-TV für Heimanwender und die Wirtschaft interessant. Die EU nimmt sich in der "Digitalen Agenda" vor, dass 2020 jeder zweite Haushalt bereits eine 100 Mbit/s-Verbindung nutzt und der Rest immerhin 30 Mbit/s. Im Ranking der 20 besten Staaten führt derzeit Litauen (23 Prozent) vor den Ländern Skandinaviens, des Baltikums und Osteuropas. Deutschland, Österreich und die Schweiz scheitern jedoch am Einzug in die Liste, da der Anteil ihrer Haushalte mit Fibre-to-the-Home (FTTH) beziehungsweise Fibre-to-the-building (FTTB) nur im Promillebereich liegt.

Lange nutzten alternative Anbieter in Deutschland die Struktur der Telekom und bauten somit keine eigenen Glasfasernetze. "Druck zur Weiterentwicklung kam erst dann, als Stadtwerke, Energieversorger und TV-Kabelbetreiber FTTH-Netze errichteten - etwa in München, Köln oder Hamburg", so Tauber. Von der Telekom-Ankündigung, vorerst zehn Städte mit 1-Gbit-Anschlüssen zu versorgen (siehe auch Telekom: Zehn Städte bekommen Glasfaser-Netz) und das Glasfasernetz um zehn Mrd. Euro auszubauen, wurde bisher erst ein Bruchteil umgesetzt. "Die Telekom bremst, indem sie die Kommunen in Wartestellung ausharren lässt statt dass sie selbst aufzubauen", kritisiert der Experte

In Österreich sei die Situation ähnlich. Nur einzelne Regionen wie das Inn- und Waldviertel verlegten bisher in Eigenregie kommunale Glasfasernetze. Auch hier gelte, dass börsenotierte Marktbeherrscher vor Infrastruktur-Investitionen zurückschrecken, die sich erst mittelfristig lohnen. Etwas innovativer ging bisher die Schweiz vor. Nach einem Volksentscheid begannen die Züricher Energiewerke mit dem Glasfasernetz-Ausbau in Zürich, woraufhin auch andere Städte mit ähnlichen Initiativen nachzogen und die Swisscom unter Druck kam, selbst stärker in Glasfaser zu investieren.