FTD: Ron Sommer kurz vor der Ablösung

Verschiedenen Medienberichten zufolge will die Bundesregierung Telekom-Chef Ron Sommer noch vor der Bundestagswahl am 22. September ablösen. Der Schritt sei von Bundeskanzler Gerhard Schröder als Überraschungsmanöver gedacht, um die gebeutelten Kleinaktionäre der Telekom als Wähler zu gewinnen, berichtet etwa die "Financial Times Deutschland".

Außerdem könne Schröder so der Kritik der Opposition begegnen, schreibt die FTD unter Berufung auf Unternehmens- und Regierungskreise. Auch das Nachrichtenmagazin Focus und die Berliner Zeitung besitzen ähnliche Informationen. Ein Sprecher des Finanzministeriums wies die Berichte als "reine Spekulation" zurück. Man sehe keinen Grund, Sommer abzulösen, hieß es. Außerdem sei der Aufsichtsrat für eine solche Entscheidung zuständig.

Über eine Ablösung Sommers war in den vergangenen Wochen mehrfach spekuliert worden. Wie berichtet, hatte Finanzminister Hans Eichel erst Anfang Juni dem Telekom-Chef den Rücken gestärkt und gegen die heftige Kritik der Aktionäre in Schutz genommen. Der Bund hält die Aktienmehrheit an der Telekom und sieht in Sommer einen der Hauptverantwortlichen für den Kursverfall der T-Aktie. Der Kurs stürzte seit dem Höchststand von 103,50 Euro im März 2000 am 26. Juni 2002 auf ein Allzeit-Tief von 8,14 Euro ab. Aktuell liegt der Kurs bei etwa 10,80 Euro.

Laut "Berliner Zeitung" übt vor allem die Dresdner Bank, Hausbank der Telekom, auf die Bundesregierung Druck aus, Sommer abzulösen. In der vergangenen Woche habe der frühere Dresdner Bank-Chef Bernhard Walter, der seit 1999 Mitglied des Telekom-Aufsichtsrats ist, bei Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus interveniert. Walter habe auf die Empörung im Aufsichtsrat über die mangelhafte Information des Kontrollgremiums über die Schieflage des Unternehmens hingewiesen. In einem Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Telekom, Hans-Dietrich Winkhaus, sei bereits die Einberufung einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung angeregt worden. Ein förmlicher Antrag sei jedoch noch nicht gestellt, hieß es im Finanzministerium.

"Wenn es einen Interessenten gäbe vom Schlage eines Jürgen Schrempp (DaimlerChrysler), würde man es machen. Aber es gibt keinen", so die "Berliner Zeitung". "Und es wird sich wahrscheinlich vor der Bundestagswahl auch keiner melden." Nach Information der FTD wird sogar der parteilose Bundeswirtschaftsminister Werner Müller als neuer Telekom-Chef ins Gespräch gebracht. Wirtschaftsstaatssekretär Alfred Tacke soll ihm als Wirtschaftsminister folgen.

Unterdessen haben Aktionärsschützer eine mögliche Ablösung von Sommer noch vor der Bundestagswahl begrüßt. "Wir haben auf der Hauptversammlung dem Vorstand das Vertrauen verweigert, weil wir mit der Entwicklung der T-Aktie unzufrieden sind", sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre der Münchner "Abendzeitung". Eine Ablösung sei dann die letzte Konsequenz. (jma)