France Télécom zerstückelt MobilComs UMTS-Netz

Der TK-Konzern France Télécom will in Deutschland kein eigenständiges UMTS-Geschäft aufbauen. Die deutsche Tochter MobilCom solle bei UMTS eine Allianz mit einem der drei anderen kleinen Lizenznehmer eingehen, sagte France-Télécom-Chef Michel Bon dem "Handelsblatt".

Damit vollzieht der französische Konzern eine überraschende Kehrtwende. Das Unternehmen streitet seit mehreren Wochen öffentlich mit MobilCom-Chef Gerhard Schmid über die Finanzierung des neuen Handynetzes UMTS und die Auslegung ihrer Vereinbarungen. France Télécom ist mit 28,5 Prozent an MobilCom beteiligt und kann mit seiner Finanzkraft den Kurs des Unternehmens bestimmen.

"Gegen die beiden großen Mobilfunkanbieter T-Mobile und Vodafone haben die Kleinen auf Dauer keine Chance", begründete Bon den Strategiewechsel beim 3G-Mobilfunk. Aus den sechs deutschen UMTS-Lizenznehmern müssten daher maximal vier werden. Als möglicher Partner kommt für Bon jeder der kleineren Anbieter E-Plus, Quam und O2 (vormals VIAG Interkom) in Betracht. Bislang verhindern jedoch die Lizenzauflagen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) eine derartige Fusion.

Bon fordert daher neue Verhandlungen. "Der Schlüssel zu einer Lösung ist, dass die Regierung den Handel mit UMTS-Frequenzen freigibt", sagte Bon dem Handelsblatt. Bis zur Lösung dieser Frage will France Télécom bei MobilCom gerade noch so viel in das UMTS-Netz investieren, dass die Lizenz erhalten bleibt.

Eine Trennung von MobilCom-Chef Gerhard Schmid, der auf dem schnellen Aufbau des UMTS-Netzes beharrt, ist damit sehr wahrscheinlich. Bon drohte, sein Unternehmen sei in der Lage, MobilCom notfalls komplett zu übernehmen. Konkreter äußerte sich France-Télécom-Finanzchef Jean-Louis Vinciguerra zur Zukunft von Gerhard Schmid: "Es ist nur die Frage, ob es eine freundliche oder eine schmutzige Scheidung wird", sagte er dem "Handelsblatt". (jma)