Forscher wollen P2P-Netze profitabel machen

Mit Peer-to-Peer (P2P) Geld zu verdienen, ist bislang ein frommer Wunsch der Internet-Ökonomen. Im Rahmen des Projekts Premium, das im Schwerpunktprogramm "Internetökonomie" vom BMBF gefördert wird, erforschen Mitarbeiter des Instituts Multimediakommunikation (KOM) der TU Darmstadt, wie man mit P2P-Netzwerken Geld verdienen kann.

KOM-Wissenschaftler Nicolas Liebau benennt den Knackpunkt beim Arbeiten mit P2P: Dezentralisation. "Wenn ich keinen zentralen Server habe, dann fehlt auch ein zentraler Punkt, an dem Erlöse erwirtschaftet werden können." Laut Ralf Steinmetz, Leiter des Darmstädter Fachgebiets, soll am Ende der Forschungen ein profitables Accounting-System für P2P-Netze stehen. Dieses System soll Aufschluss darüber geben, was eigentlich im Netz geschieht, und in der Konsequenz eine Abrechnung der verwendeten bzw. erbrachten Dienste ermöglichen.

Bislang ist das Utopie, schließlich bestehen P2P-Netze aus einer stetig variierenden Anzahl von Rechnern, die über den gesamten Globus verteilt sein können. Jeder Teilnehmer kann Client und Server sein, sowohl Dienste beziehen als auch selber anbieten. "Es ist sogar so, dass P2P eigentlich nur funktioniert, wenn die Teilnehmer auch Dienste leisten. Folglich ist eines der bekanntesten Probleme in P2P-Netzen das "Free-Riding" - Teilnehmer wollen nur Dienste nutzen, aber keine selber anbieten", erklärt Nicolas Liebau eine weitere Herausforderung, die er und sein Forschungsteam mit dem Accounting-System lösen müssen.

Ist dieser entscheidende Schritt getan, können sich die Darmstädter Internet-Forscher vielfältige Anwendungen für P2P-Netze vorstellen. "Potenzielle legale Anwendungsfelder sehe ich persönlich bei öffentlichen Dienstleistungen. Zum Beispiel im Gesundheitssystem, wo sich Ärzte auf diese Weise vernetzen könnten. Und da kein zentraler Server benötigt wird, fallen auch keine zusätzlichen Kosten an. So könnte ein solches System fast "für umsonst betrieben werden", wirft Liebau den Blick voraus. (fkh)