Fraunhofer und Bilfinger Berger

Forscher entwickeln semantische Suche für Web 3.0

Im Web 3.0 können Informationen anhand von semantischen Kriterien gefunden werden. Fraunhofer-Forscher und das Industrieunternehmen Bilfinger Berger haben die semantische Suchtechnologie «tore» zur Marktreife entwickelt.

Ob beim größten Tunnelprojekt der Alpen, dem Gotthard-Basistunnels, oder dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt am CERN: Weltweit arbeiten rund 60 000 Mitarbeiter des Industrieunternehmens Bilfinger Berger in Großprojekten. Um deren Wissen aus den verschiedenen Projekten für alle Unternehmensangestellten verfügbar zu machen, hat Bilfinger Berger mit dem deutschen Fraunhofer-Institut eine inzwischen marktreife semantische Suchmaschine entwickelt.

Ziel war eine einheitliche Plattform, die eine übergreifende Suche in 16 Datenbanken ermöglicht, darunter Lotus Notes und SQL-Datenquellen. Die Anforderung skizziert Thomas Kamps vom Darmstädter Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD): „Egal wie gut die Technologie ist, solange sie sich nicht so einfach nutzen lässt wie Google, hat sie im Unternehmensalltag keine Chance. Anders als bei Google sollten die Ergebnisse nicht als unübersichtliche Liste, sondern klar strukturiert sein.“

Ergebnis der Kooperation ist ein Wissensnetz und die semantische Suche „tore“ (technical operational research engine). Das Netz wird aus den Inhalten der 16 Datenbanken gespeist. Alle Einträge wurden automatisch analysiert, mithilfe von statistischen sowie linguistischen Verfahren umgewandelt, ins Deutsche und Englische übersetzt und verknüpft. Bilfinger Berger definierte Workflows für diese Prozesse, um „tore“ an die Anforderungen des Geschäftsalltages anzupassen.

Mittlerweile ist „tore“ bei Bilfinger Berger weltweit produktiv im Einsatz. „Sucht ein Ingenieur heute nach Brandschutz im Tunnelbau, findet tore auch alle Experten hierzu. Dabei weiß das System nicht nur, dass fire protection und tunneling die Übersetzung von Brandschutz und Tunnelbau ist, sondern erkennt das Wort auch in Berichten, die Projekten zugeordnet sind. Da Projekt, Bericht und Projektleiter in der Datenbank gespeichert sind, kann auch der Projektleiter als Experte vorgeschlagen werden“, erklärt Kamps die semantische Suche.

„Dass verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Sache bei der Anfrage berücksichtigt werden und nicht jeder Begriff extra recherchiert werden muss, erleichtert unseren Mitarbeitern die Suche ungemein und spart viel Zeit“, berichtet Beate Kögel, Projektleiterin Technisches Wissensmanagement bei der Bilfinger Berger. (ala)