Technische Voraussetzungen längst gegeben

Flexible Arbeit: Ergebnis wichtiger als Stundenzählen

Arbeitswelt muss sich anpassen

In einer globalisierten Arbeitswelt müssten sich auch die Arbeitszeiten internationalen Standards anpassen, so Emde. "In Europa klammern sich einige noch viel zu stark an die 35-Stunden-Woche oder den geregelten Arbeitstag von neun bis 17 Uhr. Das gehört der Vergangenheit an. In den Vereinigten Staaten geht man teilweise schon viel radikalere Wege", weiß der Personalexperte. Er verweist auf den größten amerikanischen Elektronikhändler Best Buy, den die Wochenzeitung Die Zeit als das "Kaufhaus der Freiwilligen" beschrieben hat. Dort gibt es weder vorgeschriebene Stundenzahlen für die Beschäftigten noch Anwesenheitspflicht bei Besprechungen und auch keine Kernzeit. "Statt Stunden nachzuweisen, zählt nur das Ergebnis: erledigte Aufgaben, abgearbeitete Projekte", schreibt Zeit-Autorin Heike Buchter.

"So ganz schlecht scheint das Unternehmen damit nicht zu fahren", meint Emde. "Schließlich erwirtschaftete die Elektronikkette im dritten Geschäftsquartal 2007 einen satten Gewinn. Es ist ja auch ein Trugschluss, dass Arbeiten ohne Kernzeit und Stechuhr weniger produktiv oder leistungsbezogen sei. Ganz im Gegenteil: Die Führungskräfte haben in einem solchen System die Aufgabe, ihre Mitarbeiter anhand der tatsächlich geleisteten Arbeit zu beurteilen. Entscheidend ist die Produktivität, und nicht, ob von neun bis fünf die Schreibtischlampe brennt."

Die Arbeitsmarktpolitik von Bundesregierung, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden hat nach Auffassung des Dienstleistungsexperten Michael Müller diese neue Lebenswirklichkeit noch nicht erfasst. "Vor allen Dingen der Einstieg in die digitale Ökonomie hat Menschen und Märkte verändert, Ansprüche an Produkte und Service individueller gemacht. In einer von so genannten E-Lancern beherrschten Ökonomie wandelt sich die Rolle des Wirtschaftsmanagers, der nichts mehr gemeinsam hat mit dem Industriekapitän vergangener Tage. An die Stelle eines Unternehmens industrieller Prägung tritt ein Netz von freischaffenden und weitgehend selbstbestimmten Arbeitskräften, die über die gesamte Welt verstreut und auf elektronischem Wege verbunden zusammenarbeiten können", meint Müller, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters a&o. Und hier werde nach Leistung bezahlt und nicht nach Löhnen und Arbeitszeiten, die Tarifkartelle am grünen Tisch festlegen. (pte/mje)