Flexibel in der Mittelklasse

Clients für jeden Bedarf

Wir testeten alle Softwarelösungen in verschiedenen Kombinationen, stellten Verbindungen zu anderen Opticlients, zu IP-Telefonen und ISDN-Geräten her und prüften die Stabilität und die Funktionen. Der "einfache" Windows Client Opticlient 330 verdient seinen Namen zu recht. Denn er ist für jeden Windows-Benutzer leicht zu bedienen. Und die aktiven Gespräche, das Adressbuch und andere Basisbedienelemente sind auf der Oberfläche übersichtlich angeordnet. Für alles andere muss der Anwender allerdings fleißig klicken, weil er die Menüs und Displays nicht seinen Wünschen gemäß anpassen kann.

Eine Alternative mit ungewöhnlichem Design ist der Opticlient 360: In seinem so genannten "Kommunikationskreis" werden alle Aktionen mit Drag and Drop ausgeführt. Indem man einen Kommunikationspartner (repräsentiert als Icon mit Namen oder, sofern lokal eingegeben, auch als Bild) vom Rand in die Mitte zieht, ruft man ihn an. Eingehende (wartende) Anrufe erscheinen in einem Wartefeld und können durch Hereinziehen in den Kommunikationskreis aktiviert werden. Rückrufe und das Makeln laufen ähnlich ab. Damit stellt der Opticlient 360 auch Zusatzfunktionen einfach verständlich dar und ist aus unserer Sicht eine gute Lösung für nicht-technisch orientierte "Normaltelefonierer".

Dem Profi fehlen bei diesen Opticlients die Teamfunktionen und der schnelle Zugriff auch auf komplexe Anlagenfunktionen. Ihre Fenster sind so groß, dass neben der Telefonieapplikation auf dem Bildschirm kaum Platz bleibt. Call-Center-Agents tun sich damit schwer, wenn sie beim Telefonieren noch andere Arbeiten erledigen wollen. Sie brauchen Lösungen, die mit dem Bildschirmplatz sparsamer umgehen. Deshalb entwickelte Siemens die Profiprogramme Opticlient 350 und 370. Die Java-Applikation zeigt im besten Fall nur ein Fenster der Größe einer langen Textzeile. Bei eingehenden Anrufen öffnen sich konfigurierbare Pull-Down-Fenster mit dem aktuellen Gesprächszustand. Durch Klick mit der rechten Maustaste erscheinen kontextabhängige Menüs, die die jeweils zur Verfügung stehenden Funktionen anzeigen. Anrufe lassen sich mit einem Mausklick stumm schalten, auslösen oder weiterleiten. Mit Hilfe einer Liste der laufenden Gespräche verwaltet der Anwender bis zu 50 gleichzeitig aktive Anrufe - ganz klar zielt Siemens damit auf Telefonarbeitsplätze und Call Center ab. Office-Anwendungen reagieren auf Anrufe und öffnen sich mit Kontaktinformationen. Ein integrierter Anrufbeantworter zeichnet Gespräche auf und verschickt sie als Wave-Dateien in einer E-Mail an den Benutzer. Über eine offene Programmierschnittstelle können Entwickler das IP-Telefon in ihre Anwendungen einbinden.

Ein Nachteil der umfangreichen Java-Programme: Sie brauchen lange zum Starten und belegen viel Platz im Hauptspeicher. Je nach dem, welchen Rechner wir benutzten, beobachteten wir stärkere und schwächere Stabilitätsprobleme des Java-Clients. Bei einem PC fielen schließlich die Anklopffunktionen oder Haltefunktionen aus. Verantwortlich ist laut Hersteller der von Sun stammende Java-Kern für Windows, jedoch will Siemens die Startzeiten und die Stabilität verbessern.

Bei allen Clients hat uns die Softwareverteilung gut gefallen: Sämtliche Programme und Bibliotheken stellt im Siemens-Konzept ein File-Server bereit. Deshalb brauchen die Clients nicht lokal installiert zu werden. Das vereinfacht die Softwarewartung. Bei einem Software-Upgrade kämpften wir allerdings mit den Eigenheiten von Windows; denn wir mussten den aktiven TAPI-Treiber (Telephony Application Program Interface) auf jedem Client von Hand deinstallieren, dann neu installieren und neu einrichten - ein Manko des Betriebssystems. Für uns war das mit der telefonischen Unterstützung des Siemens Competence Centers schnell erledigt. In einem Unternehmen wäre es zu einem aufwändigen Roll-Out gekommen.