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Günstiger Zeitpunkt für Verkauf

Warum hat denn nun die Deutsche Telekom Anfang des Jahres begonnen, größere "Stakes" an ihrem Netz abzugeben? Mit dem Verkauf von mehr als 50 Prozent des nordrhein-westfälischen Kabelnetzes an Callahan Associates International (USA) für mehr als drei Milliarden Mark im Februar und 65 Prozent des hessischen Kabel-TVs an Klesch & Co. (ebenfalls USA) für etwa eine Milliarde Mark im März hat die Telekom das Rennen um die Verteilung der insgesamt neun Regionen in Deutschland eingeleitet. Bis Ende des Jahres will das Unternehmen die Mehrheit in mindestens sieben Regionen abgeben. Der erwartete Erlös wird auf etwa 30 Milliarden Mark beziffert.

Die Eile, mit der die Telekom ihr Kabel-TV-Netz abstößt, ist sicherlich nicht auf den Druck der Europäischen Union zurückzuführen. Denn andere Mitglieder der EU haben noch nicht einmal mit der Deregulierung begonnen beziehungsweise arbeiten noch an entsprechenden Regelungen. Dazu zählen Griechenland, Irland, Portugal und Spanien. Deshalb ist die Drohung aus Brüssel, einschneidende Maßnahmen gegen die Deutsche Telekom zu ergreifen, nicht ernst zu nehmen. Auch die technische Überlegenheit des Telekom-Festnetzes kann nicht der Grund sein. Denn das Hochrüsten des vorhandenen Telefonnetzes auf DSL-Technik verspricht zwar eine erhebliche Steigerung der Bandbreite. Bis aber der private Konsument diese zu erträglichen Kosten nutzen kann, wird noch einige Zeit vergehen. Und es bleibt abzuwarten, ob eine vergleichbare Vielfalt an Leistungen angeboten wird.

Vielmehr ist abzusehen, dass auch andere Betreiber an der Telekom vorbei, mit Rückenwind aus Brüssel, Netze einrichten werden. Das entsprechende Risikokapital ist vorhanden, und wenn die Regulierungsbehörde den neuen Mitbewerbern erst einmal Lizenzen erteilt hat, dürften auch die Preise für die vorhandenen Kabelnetze unter Druck geraten. Für einen Verkauf spricht zudem, dass die Telekom nach der Abschaffung der Steuer für Veräußerungserlöse die Einnahmen komplett für andere Investitionen verwenden kann. Für den Verkauf gibt es also offensichtlich keinen besseren Zeitpunkt.