FBI verteidigt sein Schnüffelprogramm

Das FBI hat bei einer Vorführung seines E-Mail-Spions "Carnivore" vor Journalisten den Gebrauch des umstrittenen Programms verteidigt. Zudem weigerte sich die US-Bundespolizei, den Sourcecode der Software offen zu legen, mit der man unter Millionen von Mails die elektronische Post eines Verdächtigen ausfiltern kann.

Der Quelltext bleibe geheim, damit niemand die Funktionsweise der zu Grunde liegenden Technologie herausfinden könne, so das FBI. Zudem sei der Code proprietär und durch eine Lizenz geschützt. Das FBI nannte den Journalisten jedoch nicht den Namen der Firma, die das Carnivore (Fleischfresser) getaufte Programm entwickelt hat. Auch über die bereits investierte Geldsumme machte das Bundeskriminalamt der USA keine weiteren Angaben. Die Pressevertreter waren am Freitag vergangener Woche ins das Washingtoner FBI-Hauptquartier geladen worden.

Wie tecChannel berichtete, sorgt das Schnüffelprogramm in den USA für große Unruhe unter Datenschützern und Onlinediensten. Carnivore kann unter Millionen von Mails die elektronische Post eines Verdächtigen ermitteln und zugleich verfolgen, in welchen Chatrooms sich dieser aufhält und welche Internetseiten er ansurft. Als Hauptkritikpunkt gilt, dass das Programm auf der Suche nach einer Mail Millionen andere überprüft. Auch die Tatsache, dass der E-Mail-Spion direkt in den Netzwerken von Internetprovidern wie AOLeingesetzt wird, sorgt für Unmut. Carnivore liest den Absender, den Adressaten und die Titelzeile der Mails, die über den angezapften Onlinedienst gehen und filtert die gesuchten Mails heraus. Alle anderen Daten werden nach Angaben der US-Bundespolizei ignoriert.

FBI-Vertreter versuchten bei der Vorführung, die Sicherheitsbedenken zu zerstreuen und bezeichneten das Programm als "absolut legal". Sie wiesen darauf hin, dass das FBI nur mit richterlicher Genehmigung tätig würde und sich bei der Konfiguration des Filters genau an die Vorgaben der Justiz halte. Außerdem werde Carnivore nur so lange eingesetzt, wie das Gericht dies erlaube, so das FBI. Niemand brauche sich Sorgen zu machen, dass seine Mails kontrolliert würden. Um die Öffentlichkeit weiter zu beruhigen, plant das FBI, Carnivore von unabhängigen Wissenschaftlern untersuchen zu lassen. (jma)