EU prüft Microsoft Passport und Palladium

Die EU-Kommission will den Authentifizierungsdienst Microsoft Passport wegen möglicher Datenschutz-Verstöße untersuchen. Es gebe Zweifel, dass die Passport-Nutzer ausreichend über die Verwendung ihrer persönlichen Daten aufgeklärt würden, hieß es. Auch das neue Sicherheitssystem "Palladium" des Konzerns soll auf dem Prüfstand stehen.

Bei Passport bestehe weiterer Beratungsbedarf, sagte ein Sprecher der EU-Datenschützer. Dabei handele es sich jedoch nicht um eine förmliche Untersuchung, sondern mehr um einen "Dialog" mit Microsoft. Pläne zur Prüfung des Authentifizierungsdienstes durch die EU waren bereits Ende Mai bekannt geworden.

Passport ist Teil von Microsofts .NET-Strategie und eine Art digitaler Internet-Ausweis. Das Konzept ermöglicht Online-Nutzern, sich mit einem einzigen Passwort auf verschiedenen Internet-Seiten anzumelden. Der Konzern speichert dazu sensible Benutzerdaten wie Kreditkartennummern und Passwörter auf einem zentralen Server.

Die EU-Kommission nimmt aber nicht nur MS Passport unter die Lupe. US-Medienberichten zufolge steht auch Microsofts künftiges Sicherheitssystem Palladium unter Beobachtung. Die EU werde "sicherstellen, dass auch Konkurrenten die Möglichkeit haben, Dienste anzubieten - Datensicherheit eingeschlossen", sagte der ab 1. September für Wettbewerbsfragen zuständige EU-Generaldirektor Philip Lowe. Er geht damit auf Befürchtungen ein, dass Microsoft die Palladium-Technologie dazu benutzt, um seine Software-Lizenzen mit dem jeweiligen Rechner zu koppeln und dadurch seine Marktdominanz weiter auszubauen.

Wie berichtet, ist das Palladium-Projekt eine Mischung aus Virenschutz, Firewall, Verschlüsselungssystem und DRM. Mit im Microsoft-Boot sitzen AMD und Intel, die einen speziellen Sicherheitschip produzieren werden. Details zu den neuen Prozessoren sind aber noch nicht bekannt. Die Sicherheit solle aber wichtiger sein als die Geschwindigkeit, hieß es. Unklar ist auch, ob die Sicherheits-Features Teil des Prozessors sind oder auf dem Mainboard integriert werden.

Microsoft betonte aber, dass es die Palladium-Technologie auch an andere Hersteller lizenzieren werde und damit nicht an Windows binde. Mit der Markteinführung sei frühestens in zwei Jahren zu rechnen, teilte der Konzern mit. Microsoft geht davon aus, dass mindestens 100 Millionen Rechner ausgeliefert werden müssen, um das neue Sicherheitssystem durchzusetzen.

Die EU-Kommission ermittelt bereits seit August 2000 in einem Kartellverfahren gegen Microsoft. Das Verfahren, das ursprünglich nur auf das Betriebssystem Windows 2000 gerichtet war, wurde im August 2001 auf Server-Software und den Media Player ausgeweitet. Die EU werde aber nichts gegen Microsoft unternehmen, solange in den USA noch kein Urteil gefällt sei, sagte der für Wettbewerbsfragen zuständige EU-Generaldirektor Philip Lowe. Dieses wird noch in diesem Sommer erwartet. (jma)