Ethernet bis ins Hotelzimmer

Volle 15 MBit/s bis zum User

Im vergangenen April brachte auch Cisco mit "Long-Reach Ethernet" (LRE) eine Technik auf den Markt, die den Breitband-Zugang in Gebäuden erlaubt. LRE setzt, wie etliche der Konkurrenten, auf einer DSL-Variante auf, in diesem Fall "Very High Bit Rate DSL" (VDSL). Über vorhandene Kabel der Kategorien 1, 2, und 3 lassen sich Ethernet-Pakete im Vollduplex-Modus über Distanzen bis zu 1500 Meter übertragen. Bei 15 MBit/s beträgt die Reichweite 1 Kilometer, bei 10 MBit/s sind es 1,2 Kilometer, und bei 5 MBit/s werden 1,5 Kilometer erzielt. Damit verlängert LRE die Reichweite von Ethernet, die normalerweise pro Segment bei 100 Meter über Kupferleitungen liegt. Neben Daten und Videos lassen sich mit LRE auch Sprachinformationen in Echtzeit übertragen. Damit sind integrierte Anwendungen möglich, beispielsweise Streaming Media oder Voice over IP.

Für potenzielle Anwender ist die Long-Reach Ethernet vor allem deshalb interessant, weil es zusammen mit der bestehenden Kommunikations-Infrastruktur funktioniert: TK-Nebenstellenanlagen (PBX), "Plain Old Telephone Services" (POTS), ISDN und Digital Subscriber Line. Für einen Service Provider heißt das, dass er nicht, wie bei anderen Techniken, zunächst in eine neue Infrastruktur investieren muss, sondern auf die vor Ort vorhandenen Ressourcen zurückgreifen kann.

Mit LRE will Cisco folgende Zielgruppen ansprechen:

- die Hotelindustrie, Kongresszentren und Flughäfen sowie

- Unternehmen, die größere Gebäude mit mehreren Büros oder Wohnungen unterhalten.

Ein Teil der Hotels und Flughäfen stellt bereits heute Anschlüsse an lokale Netze und das Internet zur Verfügung. Doch selbst in den USA, die auf diesem Gebiet Vorreiter sind, waren nach einer Untersuchung von Jupiter Ende 2000 nur 15 Prozent der 39 Millionen Hotelzimmer mit einem Highspeed-Internetzugang ausgestattet. Bis zum nächsten Jahr sollen es nach Schätzung der Marktforscher bereits 50 Prozent sein.

Das zweite Marktsegment für Breitbanddienste sieht Cisco in Privat- und Bürogebäuden mit mehreren Parteien. Zur ersten Kategorie gehören beispielsweise Häuser mit Eigentumswohnungen, Wohnblöcke oder Studentenwohnheime. Thomas Boele, Product Development Manager bei Cisco Deutschland, führt an, dass in Europa im Jahr 1996 rund 45 Prozent der Bevölkerung in solchen Gebäuden lebten. In Westeuropa gab es bereits 1991 mehr als 55 Millionen Gebäude mit mehreren Wohnungen - ein Potenzial für Service Provider und deren Systemlieferanten, das in den vergangenen Jahren sicherlich noch angewachsen ist.

Mindestens ebenso lukrativ ist der gewerbliche Immobiliensektor. Erst in jüngster Zeit gehen die Bauherren dazu über, bereits bei der Planung von Bürogebäuden eine strukturierte Verkabelung für Sprach- und Datendienste sowie die Haustechnik zu berücksichtigen. Mit LRE - so zumindest die Vorstellung von Cisco - können die Eigentümer von Gebäuden den Mietern Ethernet-Verbindungen mit 15 MBit/s zur Verfügung stellen, ohne eine neue Verkabelung zu installieren. Dies sei insbesondere in älteren oder denkmalgeschützten Immobilien ein Vorteil, so Thomas Boele.