Enterprise-Storage-Markt im Umbruch

Der lange Jahre von EMC dominierte Markt ist durch Hitachi Data Systems und IBM in Bewegung geraten. Um das passende Produkt zu finden, ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen - und zwar sowohl bei der Leistungsfähigkeit der Architektur als auch bei der zugehörigen Software für das Speichermanagement.

Von: Christoph Lange

Die in Unternehmen anfallenden Datenmengen werden in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Entsprechend rosig sind die Aussichten für den Storage-Markt, der zu einem der am stärksten umkämpften zählt. Im Segment der Enterprise-Storage-Systeme tobt der Kampf besonders hart, seit es Hitachi Data Systems (HDS) und IBM gelungen ist, sich in der bisherigen EMC-Domäne zu etablieren (zu EMC siehe auch Interview Seite 8). Die "Newcomer" suchen den Erfolg zum einen über den Preis, zum anderen über neue technische Konzepte, die eine höhere Leistungsfähigkeit versprechen.

Bereits seit über zehn Jahren ist EMC mit dem Enterprise-Storage-System "Symmetrix" sehr erfolgreich. Die derzeit aktuelle "Symmetrix 8000"-Familie brachte EMC im Herbst 2001 auf den Markt. Zum gefährlichsten Konkurrenten hat sich HDS gemausert, die 1999 mit der "Lightning" ein Enterprise-Storage-System einführten, das gegen die Symmetrix von EMC positioniert ist. Wichtigste Partner von HDS sind Hewlett-Packard (HP) als OEM und Sun Microsystems als Reseller, die beide die Lightning vertreiben. Berthold Höflich, Sales Director bei HDS Deutschland, nennt als hoch gestecktes Ziel: "Bis 2004 wollen wir Marktführer bei Enterprise-Storage-Systemen werden."

IBM ist es mit dem unter dem Codenamen "Shark" bekannten "Enterprise Storage Server" (ESS) gelungen, sich als dritte Kraft zu etablieren. Marktbeobachter berichten, dass der Erfolg von IBM vor allem auf einer sehr aggressiven Preisgestaltung beruhe. Vladimir Atanaskovik von der IBM Storage Systems Group teilt diese Einschätzung nicht. Für den Erfolg der Shark seien andere Gründe ausschlaggebend: "Unsere "Seascape"-Architektur basiert auf Standardkomponenten, die sich per Software- und Hardware-Upgrade anpassen lassen. Dadurch ist es möglich, ein- und dieselbe Hardwarebox über mehrere Generationen hinweg zu behalten. Zudem bietet die Shark bereits standardmäßig zahlreiche Funktionen wie zum Beispiel LUN-Mapping, die bei der Konkurrenz extra bezahlt werden müssen."

Mit Fujitsu ist ein weiterer großer Player angetreten, der in diesem Marktsegment Geld verdienen möchte. Die "GR"-Familie wird seit Herbst 2001 durch die Fujitsu-Tochter Amdahl IT Services auch in Europa und Nordamerika vermarktet. Die Erfolgsaussichten für Fujitsu schätzt Josh Krischer, Vice President Enterprise Systems und Storage bei Gartner, als sehr gering ein. "Fujitsu hat keinen eigenen Unix-Markt, in den sie die Systeme verkaufen könnten. Zudem vertreiben die Fujitsu-Töchter Fujitsu-Siemens Computers und ICL die Speichersysteme von EMC. So lange sich dies nicht ändert, haben die GR-Systeme keine Chance."

Das vor wenigen Wochen von IBM und Hitachi verkündete Technologieabkommen dürfte auf die Enterprise-Storage-Systeme zumindest vorerst keine direkten Auswirkungen haben. Es sieht vor, die Festplattenproduktion von IBM in ein Joint Venture einzubringen, an dem sich Hitachi mit 70 Prozent beteiligen will. Beide Hersteller werden weiterhin ihre eigenen Storage-Systeme entwickeln und wie bisher als Konkurrenten auftreten.