EMusic: Spezialprogramm gegen Napster

Die MP3-Tauschbörse Napster hat mit einem neuen Problem zu kämpfen. Die Internet-Musikfirma EMusic will ab sofort ein Programm einsetzen, das die Verbreitung von ursprünglich bei EMusic heruntergeladenen Songs über Napster verhindert.

Die eigens zu diesem Zweck entwickelte Software klinkt sich in das Napster-Netzwerk ein und überprüft die angebotenen MP3-Dateien auf ihre Herkunft. Über einen so genannten "akustischen Fingerabdruck" ist das Programm laut EMusic in der Lage, Musiktitel zu erkennen, die ursprünglich von der Webseite des kommerziellen Anbieters von digitaler Musik stammen.

Wird ein solcher Song gefunden, erhält der betreffende Napster-User automatisch eine E-Mail mit der Information, die Weitergabe des Musik-Files sei illegal - immer vorausgesetzt, er hat seine korrekte Mail-Adresse in den Napster-Client eingetragen. Gleichzeitig wird er aufgefordert, den Song innerhalb von 24 Stunden zu löschen. Kommt der User dieser Aufforderung nicht nach, fordert EMusic Napster auf, diesen User vom Netzwerk auszusperren.

EMusic vertritt etwa 600 unabhängige Plattenfirmen und mehrere Tausend Künstler, unter anderem die Solisten Phish und Elvis Costello sowie die Band They might be Giants. Das Unternehmen besitzt hier jeweils die Exklusivrechte für den kommerziellen Vertrieb der Songs im Internet. So können EMusic-Abonnenten für 9,99 US-Dollar im Monat unbegrenzt auf etwa 140.000 MP3-Files zugreifen.

EMusic-Chef Gene Hoffman zur Initiative seiner Firma gegen Napster: "Keiner hat etwas dagegen, wenn man einem Freund eine CD aufnimmt, aber wenn die Musik bei Napster veröffentlicht wird, ist das ein Verstoß gegen das Urheberrecht." Laut Hoffman sind in den letzten Wochen Gespräche mit Napster über eine für beide Seiten befriedigende Lösung des Problems gescheitert. Daher habe EMusic keine andere Möglichkeit mehr gesehen, die illegale Verbreitung von Musik via Napster zu verhindern.

Gegen Napster läuft derzeit in den USA eine Klage der US-Plattenindustrie (RIAA) wegen Verletzung der Urheberrechte (siehe tecHistory). Mit Hilfe der Software des amerikanischen Startup tauschen gegenwärtig weltweit 37 Millionen registrierte Nutzer Musiktitel kostenlos untereinander aus. Künstler, Autoren und Plattenlabels warten damit vergeblich auf ihre Tantiemen.

Wie berichtet, war vor kurzem Bertelsmann bei der populären MP3-Tauschbörse eingestiegen. Der Medienriese will das Geschäftsmodell des Musikdienstes ändern und das Urheberrecht berücksichtigen. Im Zuge der neuen Partnerschaft kündigte die Bertelsmann Music Group (BMG) an, die Klage gegen Napster zurückzuziehen und den kompletten Katalog ihrer digitalisierten Musiktitel zur Verfügung zu stellen.

Hintergrundinformationen finden Sie im Report Copyright und Internet: Sounddateien und im Artikel Metallica gegen Napster. (jma)