Eine Stadt fällt aus dem Netz

Im hessischen Stadtallendorf erzwangen Behörden die Stilllegung zweier T-Mobile-Sendeanlagen. Firmen- und Privatkunden reagierten mit Unverständnis und heftigem Protest. Die Aktion gehe an Bürger- und Wirtschaftsinteressen vorbei, sagen die Betroffenen.

Von: Simon Demmelhuber

Bürgermeister Manfred Vollmer hat ein undankbares Amt. Da zieht er für Recht und Gesetz in den Kampf, zwingt den Netzbetreiber T-Mobile, zwei Sender im hessischen Stadtallendorf stillzulegen, und nun will keiner mit ihm feiern. Statt zu jubeln, fordern Bürger und Wirtschaft, dass die Antennen wieder ans Netz gehen. Kein Wunder, seit T-Mobile am 14. April zwei "formell illegale" Sender abschalten musste, klaffen behördlich verfügte Funklöcher im gesamten Bereich der Innenstadt. In den unteren Stockwerken vieler Häuser sind D1-Handys derzeit absolut tot. Wenn überhaupt, funktioniert das Netz nach dem Blinkerprinzip: geht, geht nicht, geht...

Die Quittung für den amtsbefohlenen Stotterfunk traf prompt im Rathaus ein. Während anderswo Bürgerinitiativen gegen neue Masten aufbegehren, gingen in Stadtallendorf kaltgestellte Handynutzer auf die Barrikaden. "Die Leute sind verärgert", bringt Rentner Winfried Schmidt das Volksempfinden auf den Punkt, "hier hat es richtig gebrodelt". Am Pranger stehen dabei nicht die Mobilfunkbetreiber, sondern die kommunalen Funkverhinderer: Was als Lektion für die eigenmächtigen Herrn der Netze gedacht war, missriet den Urhebern zum Eigentor.