Ein Fileserver für alle

Was tun, wenn in heterogenen Netzwerken ein Fileserver für alle Umgebungen zugänglich sein muß? Installieren Sie einen NFS-Server auf dem betreffenden Computer, denn NFS-Clients gibt es für alle Desktop-Betriebssysteme. In einer Testinstallation wurde aus einen Windows-NT-Rechner ein NFS-File- und Printserver.

Von: Frank Niemann

Damit Workstations auf die Verzeichnisse eines Netzwerkservers zugreifen können, müssen diese mit einer entsprechenden Client-Software ausgestattet sein. Solange Windows-Anwender nur die Laufwerke und Drucker eines Windows-NT-Servers benötigen, genügt der im Betriebssystem integrierte Arbeitsstationsdienst. Will der Benutzer gleichzeitig die Volumes eines Netware-Servers verwenden, so muß zusätzlich die Netware-Clientsoftware laufen. Ein dritter Netzwerk-Client, eine NFS-Clientsoftware (Network File System, siehe auch den Beitrag auf Seite 96), kommt ins Spiel, wenn auch die Verzeichnisse von Unix-Systemen benötigt werden. Drei verschiedene Client-Produkte auf den Arbeitsstationen einzurichten ist ein erheblicher Aufwand. Es geht auch einfacher. NFS-Server sind für verschiedene Plattformen verfügbar.

Der "Interdrive Server" von FTP Software ist ein NFS-Server für Windows NT 3.51 und 4.0, der für die Intel- und Alpha-Versionen dieses Betriebssystems entwickelt wurde. Er stellt drei Serverdienste zur Verfügung:

"NFS File Server". Er bietet NT-Verzeichnisse auf Festplatten und CD-ROM-Laufwerken als NFS-Verzeichnisse im Netzwerk an. "NFS User and Printers": Hiermit nimmt der Administrator die Benutzereinstellungen vor und definiert NFS-Drucker. "LPD Print Server": (Line Printer Daemon). Damit wird der NT-Server zum LPD Print Server und stellt so Drucker zur Verfügung, die DOS-Rechner, Windows-3.x-, 95- und NT-Systeme sowie Unix-Anwender gemeinsam verwenden.

Die Version 1.2 des Interdrive Server wurde in der Redaktion auf einem Pentium-PC unter Windows-NT-Server 4.0 installiert. Vor dem Setup muß der TCP/IP-Stack eingerichtet werden, der im Lieferumfang von Windows NT enthalten ist. Zur Installation startet der Verwalter das Icon "Netzwerk" in der Systemsteuerung, klickt auf "Hinzufügen" und wählt die CD als Quellaufwerk aus.

Alle Einstellungen der Serversoftware nimmt der Systemverwalter über das Programm "Server Control" vor. Vier Icons stehen ihm hier zur Verfügung: die Symbole der drei Serverdienste sowie der NFS-Monitor, mit dem sich die Auslastung des NFS-Servers begutachten läßt. Bei der Entwicklung der Benutzeroberfläche des Programms hat sich offenbar einFehler eingeschlichen: so lassen sich die einzelnen Icons über die Windows-NT-Schaltflächen am rechten oberen Rand nur minimieren oder auf eine Standardgröße bringen. Auf diese Weise ist es nicht möglich, alle vier Fenster so anzuordnen, daß sie ohne Überlappungen sichtbar sind. Außerdem sind beim Fenster des LPD Print Server die Schaltflächen "Reset" und "Help" nur zu einem Bruchteil sichtbar; der andere Teil wird durch die Begrenzung des Fensters abgeschnitten. Diese Schönheitsfehler haben aber offensichtlich keinen Einfluß auf die inneren Werte des NFS-Servers, denn der ließ sich ohne Probleme installieren. Dem Administrator ist es freigestellt, ob er die Serverdienste manuell startet oder ob er dies automatisch beim Hochfahren von Windows NT erledigen läßt. Bis auf ein zusätzliches Icon in der Startleiste mit dem Titel "Interdrive Server" und den zusätzlichen Diensten in der NT-Diensteverwaltung (Icon "Dienste" in der "Systemsteuerung") fällt nicht auf, daß aus dem Windows NT System ein NFS-Server wurde.

Einheitliches Konfigurationsschema

Im Menü "Commands" des Server Control befinden sich die Befehle, mit denen der Anwender die Server manuell startet und stoppt. Das Kommando "Configure Server " verzweigt in die Konfigurationsmaske des jeweils hervorgehobenen Servers. Wenn beispielsweise ein neuer NFS-User angelegt werden soll, hebt der Administrator den Dienst "NFS Users and Printers" hervor und kann daraufhin einen neuen Benutzer anlegen. Benutzerkonten, die bereits unter Windows NT Server angelegt wurden, können einer "User ID" des NFS-Servers zugeordnet werden. Ferner lassen sich die NT-Benutzergruppen auf "Group IDs" des NFS-Servers zuweisen. Dieses Mapping verlangt jedoch, daß Interdrive Server die Zugriffsrechte von NTFS (New Technology File System) als NFS-Zugriffsrechte interpretiert. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, daß der NFS-Server mit der Einstellung "Authenticate using NT logon" alle NFS-Benutzer über das NT-Logon überprüft. Der Verwalter muß also nicht extra eine NFS-Paßwortdatei pflegen.

Die Anzahl der NFS-Verbindungen ist beim Interdrive Server theoretisch unbegrenzt. Dabei ist es unerheblich, wie viele Client-Lizenzen auf dem Windows-NT-Rechner zur Verfügung stehen. Dagegen ist die Anzahl der NFS-User, die sich per NT-Logon authentifizieren, durch die verfügbaren NT-Client-Lizenzen im NT-Rechner begrenzt, es sei den, mehrere NFS-Benutzer werden einem NT-Konto zugeordnet.

Der NFS-Server läßt sich so konfigurieren, daß er die Protokolle UDP (User Datagramm Protocol) und TCP (Transmission Control Protocol), nur TCP oder nur UDP verwendet. Der Overhead bei UDP ist geringer, die Übertragung daher zügiger.

Im "NFS File Server" stellt der Verwalter ein, welche Verzeichnisse er exportieren will. Möchte der Administrator beispielsweise das "c:\msoffice" für den NFS-Zugriff freigeben, so kann er den Zugriff auf dreifache Weise einschränken:

Alle Hosts (NFS-Clients im Netzwerk) haben nur Lesezugriff, Alle Hosts haben Lese- und Schreibzugriff oder nur die angegebenen Hosts haben Lese- und Schreibzugriff.

Der Verwalter kann jeden von NT unterstützten Verzeichnistyp als NFS-Export freigeben: NTFS, FAT (File Allocation Table), HPFS (High Performance File System, ein Dateisystem von OS/2) und CDFS (Compact Disk File System). Eine Besonderheit stellt dabei CDFS dar: Wurde das CD-Laufwerk des NT-Servers exportiert, so darf niemand die darin enthaltene CD-ROM entfernen, solange die Freigabe besteht. Bei PCs läßt sich jederzeit die CD aus dem Laufwerk entfernen. Bei Unix-Systemen wie zum Beispiel Solaris geht dies nur über das Kommando "eject", welches nur dann die CD auswirft, wenn kein NFS-Mount mehr besteht.