Eigene Postings werden Firmenchef zum Verhängnis

Die US-Börsenaufsichtsbehörde hat eine informelle Untersuchung gegen John Mackey, Geschäftsführer von Whole Foods Market , wegen seiner Online-Postings eingeleitet.

Acht Jahre lang postete der Firmenboss unter einem Pseudonym in einem Yahoo-Forum und wetterte gegen die Konkurrenz, während er sein Unternehmen lobte. Dieses Phänomen wird im Englischen als "sock-puppeting" bezeichnet. In den USA machen sich leitende Angestellte und Manager mit solchen Praktiken strafbar. Auch in Deutschland setzt das Wettbewerbsrecht den Möglichkeiten im Internet Grenzen. "Das fällt unter das Wettbewerbsrecht. Solche Praktiken verzerren den Wettbewerb und sind als unlautere Werbung zu bezeichnen", erklärt Arndt-Joachim Nagel, Rechtsanwalt der Kanzlei IT Recht Kanzlei, im pressetext-Gespräch.

Dass Mackeys falsche Internetidentität aufgedeckt wurde, könnte verhängnisvoll für die von Whole Foods Market angekündigte Übernahme des Konkurrenten Wild Oats sein. Wild Oats könnte die Postings für eine Klage gegen Whole Foods Market verwenden. Whole Foods Market ist von der Unschuld Mackeys überzeugt, da er keine vertraulichen Informationen veröffentlichte. In einem Kommentar im Wall Street Journal zieht der Redakteur die Reaktion der US-Börsenaufsichtsbehörde ins Lächerliche, da man in Internetforen und Blogs nie weiß, mit wem man es zu tun habe und es daher unwahrscheinlich sei, dass Mackey mit den Postings die Aktienwerte seines Unternehmens tatsächlich manipulieren konnte.

Mackeys Fall ist nur einer von mehreren, die in jüngster Zeit ans Licht kamen. So war auch im Prozess gegen den wegen Betrugs verurteilten kanadischen Medienbaron Conrad Black Sock-Puppeting Gegenstand der Gerichtsverhandlung. Black soll einen Mitarbeiter dazu aufgefordert haben, in einem Posting Börsenspekulanten die Schuld für die schlechte Aktienperformance seines Verlags Hollinger International zuzuschieben. Da sich der Mitarbeiter weigerte, soll Black selbst unter einem Pseudonym gepostet haben.

Rechtsanwalt Nagel sind derartige Fälle in Deutschland nicht bekannt. Allerdings sei eBay eine Fundgrube für derartige Manipulationen. "Einem Mandaten von uns wurde etwa unterstellt, dass er bzw. seine Freunde die Käuferbewertungen erstellen", erzählt Nagel. In den USA soll Sock-Puppeting weit verbreitet sein und die ans Licht gekommenen Fälle von hochrangigen Managern, Politikern und Journalisten seien nur die Spitze eines Eisbergs, ist Paul Kedrosky, Risikokapital-Anleger und Autor des Blogs "Infectious Greed", überzeugt. (pte/mja)