Effiziente Kontrolle

Kritischer Prozess: Die beste Lösung finden

Noch interessanter ist das Konzept des "Layer-8-Shapings". In diesem Fall analysiert AWFQ die Pakete innerhalb von Applikationen, wie etwa Lotus Notes, und durchsucht sie nach bestimmten Schlüsselwörtern. Der Shaper kann so dem Datenverkehr von oder zu den E-Commerce-Seiten einer Web-Site Vorrang einräumen und weniger wichtigen Zugriffen, etwa dem Herunterladen von Basisinformationen, eine geringere Geschwindigkeit zuteilen. AWFQ bietet ideale Voraussetzungen für eine solche Verkehrsselektion.

Lösungen für das Modellieren des WAN-Verkehrs lassen sich in zwei Kategorien einteilen: solche, die aus einem "Stand-alone"-WAN-Monitor und einem Traffic-Shaping-System bestehen, sowie Geräte, die beide Funktionen gleichzeitig zur Verfügung stellen. Schlüsselfaktoren für die Wahl der "richtigen" WAN-Management- und Traffic-Shaping-Lösung sind Überwachung und Kontrolle.

Die Überwachungs- und Kontrollfunktionen sollten eng miteinander verzahnt sein. Andernfalls ist eine interaktive Verwaltung des Verkehrs, der über das Weitverkehrsnetz läuft, nicht möglich. WAN-Monitore alleine liefern nur Informationen über Verkehrstrends. Außerdem helfen sie dem Benutzer dabei, zu kontrollieren, ob der Serviceprovider die vereinbarten Leistungen erbringt. Bis jedoch ein WAN-Monitor den Netzwerkmanager auf eine drohende Überlast hinweist und diese Informationen den Shaper erreichen, haben die Benutzer die Auswirkungen des Problems meist schon zu spüren bekommen. Systeme, die eine WAN-basierte Überwachung mit der automatischen Anpassung der Verkehrsflüsse verbinden, reagieren dagegen sofort, wenn sich ein Problem abzeichnet.

Bei der Auswahl eines WAN-Verkehrsmanagementsystems sollten noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. Wichtig ist beispielsweise, ob ein Anbieter über Produkte verfügt, die in der Praxis erprobt und sofort verfügbar sind. In den Fachpublikationen häufen sich die Ankündigungen von Markenanbietern", die so genannte QoS-Komplettlösungen bereithalten - entweder als Bestandteil einer Router-Familie beziehungsweise CSU/DSU oder in Form einer Zusatz-Software. Diese Produkte sind meist relativ kostspielig. Eine Alternative, die ab etwa 6000 Mark zu haben ist, sind eigenständige WAN-Management-systeme, wie etwa "Wise Wan" von Net Reality.

Zudem muss eine Traffic-Shaping-Lösung offen und flexibel sein. Der Hintergrund ist, dass ein Netzwerkmanager meist bestens damit ausgelastet ist, die anderen im LAN oder WAN vorhandenen Geräte zu verwalten. Er wird es deshalb zu schätzen wissen, wenn sich in das WAN-Managementsystem bei Bedarf eine CSU/DSU integrierten lässt und somit in den Kabelschränken und Rechnerräumen weniger Platz benötigt wird. Unterstützt das System zudem mehrere Weitverkehrsdienste, kann der Anwender im Unternehmensnetz Standardgeräte einsetzen, selbst wenn an den einzelnen Standorten unterschiedliche WAN-Links genutzt werden. Bislang war nur die Rede von den Anforderungen, die Manager unternehmensweiter Netzwerke an ein Traffic-Shaping-System stellen. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass diese eng mit den Services zusammenhängen, die Carrier beziehungsweise Internet-Serviceprovider den Anwendern anbieten, etwa Mehrwertdienste in unterschiedlichen Varianten. Traffic-Shaper, die es dem Fachmann erlauben, von einer zentralen Konsole aus die WAN-Verbindungen zu mehreren Hundert Standorten zu verwalten, werden sowohl den Bedürfnissen von Carriern also auch von Unternehmen gerecht. Idealerweise lässt sich ein derartiges System überall im Netz installieren, ob im Unternehmensnetz oder beim Serviceprovider.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass geschäftskritische Unternehmensanwendungen nur dann mit der geforderten Performance laufen, wenn für den WAN- und den LAN-Verkehr ein effizientes Management bereitsteht. Die Verwaltung des WAN-Verkehrs ist ein integrierter Prozess, der sich aus der Überwachung des Verkehrsflusses und den individuellen Steuerungsmaßnahmen zusammensetzt. Dieser Prozess erfordert integrierte Tools, die auf der WAN-Verbindung aufsetzen und in Echtzeit auf Applikationsebene Informationen zu jeder Weitverkehrsleitung sammeln. Zum Abschluss ein Praxisbeispiel: Das Corporate Network von Tecnomatix, einem Anbieter von "Computer-aided Production Engineering"-Software (CAPE), verbindet 13 Niederlassungen in aller Welt. Eine Schlüsselapplikation ist die Kundenverwaltungslösung von Clarify, die auf Citrix-Thin-Clients läuft. Vor Einführung eines Traffic-Shaping-Systems konnten die Supportmitarbeiter teilweise nicht mehr auf die CRM-Software zugreifen, weil die Bandbreite der WAN-Leitungen zu gering war. Die Folge: Bei Anrufen von Kunden ließ sich nicht nachprüfen, ob diese einen Supportvertrag abgeschlossen hatten. Seit Installation eines Traffic-Shapers stehen die Daten nonstop zur Verfügung. Dies brachte laut Tecnomatix einen Umsatzzuwachs von vier Millionen Dollar.

Zur Person

Ilan Raab

gründete 1997 die Firma Net Reality und fungiert derzeit als deren Präsident und Chief Executive Officer. Zuvor war er unter anderem bei Bay Networks Israel tätig und ist einer der Mitbegründer von Double Disk.