Effiziente Kontrolle

Ausgangspunkt: Die WAN-Parameter

Traffic-Shaper bearbeiten den Paketstrom mit Hilfe eines Shaping-Algorithmus. Gängige Verfahren sind unter anderem "TCP Rate Control", "Class-based Queuing" (CBQ), "Weighted Fair Queuing" (WFQ) und "Adaptive Weighted Fair Queuing" (AWFQ). TCP Rate Control begrenzt die Anzahl der Pakete, die ein Knoten pro Sekunde übertragen kann. Warteschlangen-Algorithmen verzögern dagegen die Übermittlung der Pakete.

Alle Algorithmen verwenden WAN-Parameter als Grundlage ihrer Berechnungen, beispielsweise die Leitungsgeschwindigkeit oder die Fehlerrate. Je genauer diese Parameter sind, desto effizienter kann der Traffic-Shaper arbeiten. Systeme auf Basis von AWFQ und CBQ nutzen die Informationen, die WAN-Monitore in Echtzeit ermitteln, um die Parameter laufend zu aktualisieren. Geräte, die TCP Rate Control verwenden, und manche CBQ-Shaper setzen dagegen auf ein statisches Weitverkehrsmodell. Es beruht auf Durchschnittswerten hinsichtlich der Auslastung und Fehlerrate einer Weitverkehrsverbindung. Dieser Ansatz berücksichtigt jedoch nicht, dass sich Parameter auf dem Weitverkehrsnetz innerhalb kurzer Zeit sprunghaft ändern können. Statische Shaping-Systeme laufen deshalb ständig Gefahr, dass ihre Entscheidungen in Bezug auf die Zuweisung von Bandbreite auf ungenauen oder veralteten Daten beruhen.

Der Netzwerkmanager kann in diesem Fall nicht garantieren, dass geschäftskritischen Applikationen das notwendige Serviceniveau zur Verfügung steht. Außerdem ist er außer Stande, die Einhaltung von Service Level Agreements (SLAs) durch den Serviceprovider zu überprüfen. Deshalb ist AWFQ gegenwärtig auf dem besten Wege, sich zum De-facto-Standard für die Verwaltung von Weitverkehrsverbindungen zu entwickeln. Für AWFQ spricht unter anderem, dass der Netzwerkmanager damit die Möglichkeit hat, die "Feinmaschigkeit" von Messungen festzulegen. Hinzu kommt die Kontrolle auf Applikationsebene: Als Layer-7-Algorithmus ist AWFQ fortschrittlicher als alle übrigen adaptiven Warteschleifen-Methoden. Denn AWFQ bezieht vom WAN-Monitor zusätzliche Informationen - nicht nur über eine Applikation, die ein bestimmtes Datenpaket sendet, sondern auch über das Protokoll, den Ausgangs- und Zielort des Paketes, seinen Pfad durch das Netzwerk, die Tageszeit und sogar die Benutzer-ID als DNS-Namen.

Ein Traffic-Shaping-System nutzt diese Angaben beispielsweise dazu, um eine Überlastsituation auf einer Leitung zu beheben. Statt den ge-samten Verkehr zu begrenzen, der über diese Leitung läuft, erlegt es Daten Beschränkungen auf, die von unkritischen Quellen und Applikationen stammen. Verfügt der IT-Manager über keine vergleichbaren Kontrollinstrumente, bleibt ihm nicht anderes übrig, als "Bandbreitenfresser" wie FTP oder HTTP die Geschicke des Netzwerkes bestimmen zu lassen.