Effektiver Filter: Napster benutzt CDDB

Napster scheint ein effektives System zur Filterung urheberrechtlich geschützter Musikstücke gefunden zu haben. In Zukunft will die MP3-Tauschbörse mit der größten CD-Datenbank CDDB zusammenarbeiten, auf der die Namensgebung der meisten MP3-Programme basiert.

Die Idee ist ebenso einfach wie clever: Napster hat die Auflage, drei Tage nach Bekanntgabe durch die Musikindustrie einen Titel sperren zu lassen. Das Problem dabei ist, das Stück anhand seines Dateinamens oder der ID3-Tags in der MP3-Datei eindeutig zu identifizieren.

MP3-Dateien basieren in der Regel auf digital ausgelesenen CDs, und die lassen sich sehr wohl identifizieren. Dafür gibt seit 1997 eine Datenbank im Internet. Sie heißt CDDB und gehört der Firma Gracenote. In CDDB sind derzeit die Namen von 250.000 Interpreten und 140.000 vom Originalnamen abweichende Schreibweisen gespeichert. Ebenso enthalten sind 9 Millionen Paarungen von Interpreten und Songnamen und 3 Millionen davon abweichende Schreibweisen. Damit lassen sich beispielsweise auch Coverversionen leicht ausfindig machen. Wie viele Musikstücke sich insgesamt in der Datenbank befinden, gibt das Unternehmen nicht an.

Mit Hilfe von CDDB identifizieren die meisten CD-Player-Programme am PC eine CD und zeigen die Namen des Albums und der Titel an. Auch die meisten MP3-Programme wie MusicMatch oder WinAmp bedienen sich der Datenbank. Wird eine neue CD eingelegt, sieht der PC übers Internet nach, ob die Scheibe anhand der Länge der Stücke und deren Reihenfolge schon bekannt ist. Diese Information wird dann lokal gespeichert.

Beim Erstellen von MP3-Dateien ist es am bequemsten, die Interpreten- und Songnamen direkt von CDDB zu übernehmen - viele Anwender sind sich des Mechanismus gar nicht mehr bewusst. Das rächt sich jetzt: Wenn auch die Dateinamen automatisch aus den CDDB-Daten erzeugt werden, kann Napster sehr leicht danach filtern.

Am Dienstag (Ortszeit) gab Gracenote-Präsident David Hyman an, dass er mit Napster zusammenarbeiten will. Er sei mit Napster-Gründer Shawn Fenning befreundet und außerdem ein großer Fan des Napster-Prinzips. Details der Kooperation sind noch nicht bekannt. Sie könnte aber zumindest das einfache Finden von Songs anhand eines eindeutigen Namens im Napster-Netzwerk deutlich erschweren. Bisher sind populäre Stücke dort meist nur unter wenigen Dateinamen zu finden - eben denen, die auch in CDDB stehen, wie eigene Experimente in der Redaktion gezeigt haben.

Völlig falsch geschriebene Namen oder solche, die durch Tools wie das Aimster-Plugin verschlüsselt werden, lassen sich damit aber nicht finden. Für die Masse der Anwender, die sich der Technik hinter der Erzeugung der Dateinamen nicht bewusst ist, wird ein CDDB-basierter Filter Napster aber unattraktiv machen, da man viel länger nach einem Stück suchen muss.

Für Napster selbst könnte CDDB jedoch die Rettung bedeuten, da man nun erstmals ein effektives Werkzeug zur Filterung vorweisen kann. Nach unbestätigten Informationen erfolgt bisher die Filterung nach inkriminierten Titeln durch Eingabe aller Schreibweisen per Hand. (nie)