Trotz Problemen

E-Government auf dem Vormarsch

Obwohl die Verfügbarkeit sowie der Ausbau von Online-Behördendienstleistungen in der EU, Island, Norwegen, der Schweiz und Kroatien schon zu 71 Prozent vollständig online realisiert ist, bestehen noch immer Probleme mit der Nutzerakzeptanz.

Zwar belegen Österreich, Malta, Portugal, Großbritannien, Schweden und die Slowakei im Ranking die führenden Positionen - trotzdem klafft immer deutlicher eine Lücke zwischen der Verfügbarkeit von Online-Diensten und der tatsächlichen Nutzung durch die Bürger. Benutzerführungen gilt es oft zu verbessern. Die bereits zum achten Mal aufgelegte Benchmark-Erhebung zum Thema E-Government, die von der Beratungsfirma Capgemini, dem Rand Europe Institute, dem Marktforscher IDC und dem Dänischen Technologie Institut im Auftrag der EU erhoben wurde, kommt zu dem Fazit, dass Staaten wie Polen oder Lettland aufholen. Diese hätten gute Chancen, zu den führenden Ländern aufzuschließen. So sei das Thema E-Government bereits oft hochrangig politisch angesiedelt. Zudem sei es erfreulich, dass Prioritäten vorherrschen und eine gute Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Institutionen bestehe.

Mit dem in vielen Staaten voranschreitenden Ausbau der E-Government-Infrastruktur wird der Fokus nun verstärkt auf die Optimierung der Benutzerführung gelegt. "Denn nur in einem positiven Nutzererlebnis liegt der Schlüssel für die Akzeptanz der angebotenen Web-Services durch den Bürger. Dahinter steht natürlich auch die Intention, den Bürokratieaufwand massiv zu reduzieren, um damit Einsparungen realisieren zu können. Das ambitionierte Ziel, bis 2012 ein Viertel der Bürokratiekosten einzusparen, halte ich vor diesem Hintergrund durchaus für möglich", erklärt Bernd Bugelnig, Vice President Capgemini, auf Nachfrage von pressetext.

Dem Experten nach könne dadurch ganz erheblich das Vertrauen der Bürger in die Behörden gestärkt werden. So gelten neben der Qualität des Zugangs über Portale, die Einfachheit der Bedienung sowie die Möglichkeiten des Feedbacks oder der Bewertung von Web-Services als Indikatoren für das Nutzererlebnis. "Optimierungen sind oft aber zu wenig bürgergerecht", so Bugelnig. Obwohl EU-Staaten wie Österreich, Dänemark, Estland oder auch Holland bei der Integration von Web-2.0-Elementen wie beispielsweise sozialen Netzwerken entsprechende Pläne verfolgen, würde oft nicht aktiv genug auf die "Kunden" und deren Vorschläge gehört.

Mit E-Government lassen sich auch die Ausgaben im öffentlichen Sektor in Europa, die rund 1500 Milliarden Euro jährlich betragen, verbessern. Transparenz in den Ausschreibungen ist daher ein Ziel für eine funktionierende Wirtschaft und einen einheitlichen europäischen Markt. Die elektronische Beschaffung, das sogenannte E-Procurement, entwickelt sich dabei zu einem netzwerkgebundenen, stärker kontrollierbaren Prozess, der laut Capgemini das "Silodenken der Behörden aufweicht" und die öffentliche Beschaffung transparenter für die Lieferanten macht. Die Nutzung dieser Möglichkeiten sei schließlich auch ein Standort-Wettbewerbsfaktor. (pte/cvi)