Durch alle Schichten

In der Netzmeßtechnik reicht es kaum noch aus, nur die Funktionsfähigkeit der Verkabelung zu testen. Die gestiegenen Anforderungen an die Leistung der Infrastruktur verlangt oft die Analyse sämtlicher Protokollebenen. Wichtige Unterscheidungskriterien zwischen den Lösungen sind prinzipieller Aufbau und Portabilität.

Netzwerke gehören inzwischen zur Standardausstattung in vielen, auch kleinen und mittleren Unternehmen. Aber das Wachstum ist nicht nur eine Frage der Menge. Auch die Qualität der Verbindungen hat sich verändert. Früher ging es allenfalls um Ge-schwindigkeiten von 16 MBit/s, und die Infrastrukturvarianten erschöpften sich hauptsächlich in Ethernet und Token-Ring (TR). Heute reicht das meistens nicht mehr aus. Die neueste Entwikklung, Gigabit-Ethernet, überschreitet die Geschwindigkeit der ursprünglichen Technik um den Faktor Hun-dert und Fast-Ethernet, heute schon beinahe Standard bei Unternehmens-Backbones, schafft immerhin 100 MBit/s. Damit ändern sich die Anforderungen an das Tracing.

Auch der WAN-Bereich expandiert durch die Liberalisierung der Telekommunikation. Neue Provider bieten anspruchsvolle Dienstleistungen an, deren Erbringung es erfordert, jederzeit genau über das Geschehen auf den Leitungen informiert zu sein. Fehler müssen schnellstens erkannt, ihre Ursache festgestellt und behoben werden. Dabei genügen traditionelle Meßsysteme oft nicht mehr. Denn die Bedeutung von Verbindungen über ATM und Frame-Relay nimmt zu und damit der Bedarf nach entsprechenden Meßverfahren, die den Eigenarten dieser paket- und verbindungsorientierten Technologien Rechnung tragen.

Die Folge: Der Markt für Netzmeßtechnik wächst, wenn auch längst nicht so dynamisch wie manch anderes Segment der IT. Der ZVEI bezifferte den deutschen Umsatz mit Kommunikationsmeßgeräten, die etwa 30 Prozent vom gesamten Meßgerätemarkt ausmachen, 1994 summarisch auf etwa 150 Millionen Mark. Im Jahr 1997 waren es 173 Millionen Mark, was einer jährlichen Wachstumsrate von rund 2,5 Prozent entspricht. Diese doch geringe Wachstumsrate hängt damit zusammen, daß Meßgeräte noch immer relativ teuer und eher langfristige Anschaffungen sind. Die gekaufte Basishardware läßt sich gerade bei den anspruchsvolleren Systemen durch einzelne Module aktualisieren, falls dies, zum Beispiel durch die Nutzung neuer Technologien, nötig ist, statt, wie heute noch im PC-Sektor üblich, sie ganz zu ersetzen.

Nicht nur die steigende Geschwindigkeit verlangt meßtechnisch mehr. Treibende Kraft neuer Entwicklungen sind auch die Anwendungen: Während früher allenfalls einmal eine Tabelle von Rechner zu Rech-ner geschickt wurde, müssen die Verbindungen heute Audio- und Videosequenzen übermitteln. Sie sollen Sprache und Daten gleichermaßen und natürlich in der jeweils bestmöglichen Qualität transportieren. Service Level Agreements definieren immer öfter jeweils genaue Maßstäbe dafür, was das heißt. Die Meßgeräte müssen in der Lage sein, solche Vereinbarungen zu überprüfen. Das heißt, sie müssen die Daten durch alle Netzwerkebenen hindurch analysieren.

Dabei gibt es auf jeder Ebene des siebenstufigen ISO/OSI-Modells eine Vielzahl standardisierter oder proprietärer Protokolle, von denen ein anspruchsvolles Meßsystem möglichst viele verstehen und in seine Details zerlegen können sollte.

Insgesamt sind es weit über 300. Die Qualität und damit auch der Preis der Protokollanalysatoren bemißt sich heute unter anderem daran, wie vielfältig die möglichen Schnittstellen und analysierbaren Protokolle sind und wie tief das System in die Protokollschichten eindringt: Werden nur Header, Start und Ziel eines Datenpakets oder -stroms betrachtet, oder nimmt die Lösung tatsächlich alles, was übermittelt wurde, Bit für Bit, unter die Lupe und wertet womöglich noch andere Umfeldinformationen aus.