PRISM-Skandal bestätigt Bedenken

Dunkler Schatten über dem IT-Outsourcing

Widersprüchliche Erwartungen

Nach Einschätzung der Analysten hilft es nicht weiter, hierfür den Anbietern den Schwarzen Peter zuzuschustern. Widersprüchlicherweise erwarten die Anwender zwar nach eigener Aussage mittlerweile mehr als Standardleistungen zu günstigen Tarifen, sind aber nicht bereit, dafür entsprechend zu bezahlen. „Es gilt: Man bekommt, was man bestellt", sagt KPMG-Analyst David Brown. „Und seit einigen Jahren wollen viele Kunden so wenig zahlen wie möglich." Analysten-Kollege Fersht sieht kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich das schnell ändert. Schließlich seien die großen Firmen größtenteils seit zwei Jahrzehnten mit IT-Outsourcing befasst. Wenn die Ergebnisse nach so langer Zeit immer noch so schlecht seien, werde sich vermutlich nicht viel verbessern, so Fersht.

Am Bedarf der Anwender an strategischem Outsourcing-Mehrwert lässt die Studie keinen Zweifel. 70 Prozent der Befragten stufen beispielsweise den Zugang zu Talenten als geschäftskritischen oder wichtigen Treiber ihrer Auslagerungsaktivitäten ein. Zugang zu neuer Technologie und eine Verbesserung des Analyse-Potenzials nennen jeweils um die 60 Prozent. Mit Werten zwischen 75 und 90 Prozent sind den Anwendern gleichwohl operative Treiber wie Kostensenkung, Flexibilität und Skalierbarkeit sowie Standardisierung von Prozessen noch wichtiger.

ADM steht momentan als Outsourcing-Feld ganz oben auf der Agenda. Neun Prozent der befragten Unternehmen wagen auf diesem Gebiet erstmals diesen Schritt, 39 Prozent planen den Ausbau ihrer Aktivitäten. Von jeweils zwei Fünftel der Unternehmen werden Finance & Accounting sowie IT-Infrastruktur als Wachstumsfelder genannt.

Wie bereits angedeutet erweist sich laut Studie von KPMG und HfS Research BPO in nahezu allen Bereichen als effektiver als IT-Outsourcing. Neben den erwähnten strategischen Baustellen fällt auf, dass in zwei Bereichen mittelständische Unternehmen deutlich erfolgreicher agieren als Großunternehmen. Bei der Transformation von Prozessen bewerten sich 23 Prozent der Mittelständler als sehr effektiv, aber nur 15 Prozent der Großunternehmen. Bei der Innovation ist das Verhältnis 17 zu sieben Prozent.

Neben der KPMG-HfS-Studie, für die insgesamt 1355 Anwender, Service Provider und Berater befragt wurden, beleuchten auch Gartner und Steria Mummert aktuelle Trends beim IT-Outsourcing. Und sie betonen ebenfalls negative Entwicklungen. So korrigierte Gartner seine globale Wachstumsprognose für 2013 nach unten. Die Marktforscher gehen nur noch von einem Wachstum der weltweiten Ausgaben um 2,8 Prozent auf 288 Milliarden US-Dollar aus.

Zwar fiele diese Prognose währungsbereinigt mit einem Plus von 5,1 Prozent etwa freundlicher aus. Im regionalen Vergleich schwächelt der Markt aber laut Gartner insbesondere in Westeuropa. Nach Einschätzung von Analyst Bryan Britz sind insbesondere die begrenzten IT-Budgets, die maue Konjunkturlage und der starke Kostenfokus der Anwender die limitierenden Faktoren.

Gartner-Analyst Bryan Britz: "Die globale Marktgröße für Data Center-Outsourcing schrumpft stetig, weil immer mehr Workloads in Richtung IaaS und Infrastructure Utility Services verschoben werden."
Gartner-Analyst Bryan Britz: "Die globale Marktgröße für Data Center-Outsourcing schrumpft stetig, weil immer mehr Workloads in Richtung IaaS und Infrastructure Utility Services verschoben werden."
Foto: Gartner

Hinzu kommt der Faktor Cloud Computing. Großunternehmen verfolgen nach Beobachtung von Britz zunehmend hybride IT-Strategien, während sich kleine und mittlere Firmen immer stärker in Richtung Infrastructure-as-a-Service (IaaS) bewegen. Auch wegen des Cloud-Trends bleibt vom Gesamtkuchen weniger für klassisches Outsourcing übrig.

„Die globale Marktgröße für Data Center-Outsourcing schrumpft stetig, weil immer mehr Workloads in Richtung IaaS und Infrastructure Utility Services verschoben werden", erläutert Britz. Diese Bewegung frisst netto die Zuwächse bei der Auslagerung von Rechenzentren auf. Auf dem stark absteigenden Ast ist laut Gartner auch das Desktop-Outsourcing, im Aufwind bis voraussichtlich 2017 hingegen das Outsourcing von Support für mobile Endgeräte.