Dünne Clients, fette Leistung

Die Thin Clients von Wyse sind so einfach zu bedienen, dass sie den Anwender glauben lassen, er arbeite am eigenen PC. Nur die Managementsoftware ist etwas umständlich.

Von: Dirk Pelzer

Wichtig für den täglichen Einsatz von Terminals ist nicht nur die Einfachheit ihrer Konfiguration. Was Administratoren brauchen, ist die Möglichkeit einer umfassenden Fernwartung, die zum Beispiel das Einspielen einer neuen Firmware-Version erlaubt. Eine Wake-on-LAN-Funktion lässt den Systemverwalter erforderliche Systemkorrekturen nach einem Terminplan während der Nacht oder am Wochenende durchführen. Der Administrator sollte dabei alle Aktivitäten von einer zentralen Konsole aus steuern und kontrollieren können. Und noch ein Kriterium für die Kostenrechnung: Geräte, die keine bewegten Teile wie Lüfter oder Festplatten enthalten, haben eine längere Lebensdauer.

Die Firma Wyse Technology hat als einer der Veteranen im Terminalgeschäft eine ganze Reihe von Produkten im Portfolio, die alle genannten Eigenschaften erfüllen.

Das zur CeBIT 2002 vorgestellte Gerät "Winterm 5440XL" ist dabei das erste Terminal des Herstellers, das auf der Embedded-Linux-Distribution basiert. Beigesteuert wurde das Betriebssystem vom Nürnberger Linux-Anbieter Suse Linux AG; es beruht auf der Version 7 des Distributors mit dem Linux-Kernel der Version 2.4.1. Das Terminal arbeitet mit einem AMD-K6-Prozessor und ist mit 400 MHz getaktet. Den Kernel beherbergt ein 32 MByte großer Flash-Speicher, der auf maximal 288 MByte hochrüstbar ist. Für die Programmausführung stehen 64 bis maximal 256 MByte Hauptspeicher zur Verfügung.

Die Bildschirmdarstellung erfolgt dabei mit einer Auflösung von bis zu 1600 mal 1200 Pixeln. Beim Start bootet das 5440XL mit einer grafischen X11R6-gestützten Oberfläche, von der aus alle weiteren Aktivitäten gesteuert werden. Die Konfiguration des Terminals erfolgt über einen integrierten Browser von Netscape.

Nach der Eingabe des Root-Kennworts erhält der Systemverwalter Zugriff auf die Konfigurationsmenüs. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass nur autorisierte Personen Modifikationen an der Konfiguration durchführen können. Über die Benutzeroberfläche stellt er ein, welche Verbindungen auf dem Terminal zur Verfügung stehen sollen. Dazu ist die Eingabe vieler Parameter erforderlich. Neben den für Windows-Umgebungen wichtigen Terminal-Protokollen "ICA 6" von Citrix und "RDP 5" von Microsoft stehen Terminalemulationen wie zum Beispiel "TN3270" oder "TN5250" zur Verfügung. Außerdem ist ein X-Terminal eingebaut, das den Zugriff auf Unix- beziehungsweise Linux-Systeme gestattet.

Weil Winterm 5440XL mit "Netscape Navigator 4.77" einen Browser mit Plugins für Javascript, XML, Java Virtual Machine, PDF Viewer und ICA Nfuse enthält, eignet sich das Gerät als Client für Internet-Applikationen. Zum Paket gehören gängige Linux-Dienste, die die Funktion des Terminals aufwerten; darunter Clients für NFS und Samba, sowie die Druckerunterstützung für LPR/LPD, Ghostscript und Samba. Die Samba-Druckertreiber passen jedoch nur für HP-Geräte der Deskjet- und Laserjet-Serie. Ein "Kiosk-Mode" des Browsers dient für den Internetzugang an einem öffentlichen Terminal in Bahnhöfen der Flughäfen.

Hinsichtlich der Erweiterbarkeit hat das kompakte und gerade mal 24 Zentimeter hohe Gerät einiges zu bieten. So lässt es sich beispielsweise mit einer Teles- oder Fritz-Karte um einen ISDN-Anschluss erweitern. Damit eignet es sich für den Einsatz in Außenstellen oder im Home Office. Auf Wunsch nimmt das XL5440XL-Terminal außerdem eine 6-GByte-Festplatte, ein Floppylaufwerk, ein CD-ROM und ein 56K-Modem auf und lässt sich so zu einem vollwertigen PC aufrüsten.

Rein äußerlich gesehen ist der schon seit längerem verfügbare Bruder "Winterm 8440XL" fast nicht von 5440XL zu unterscheiden. Anders als beim Neuling vertraut Wyse bei 8440XL auf Embedded NT von Microsoft. Das Betriebssystem ist standardmäßig in einem Flash-Speicher der Größe 48 MByte untergebracht. Bei Bedarf lässt sich dieser auf bis zu 144 MByte erweitern. Für die Ausführung von Programmen stehen mindestens 64 MByte RAM bereit, die der Systemverwalter auf 256 MByte ausbauen kann. Für ein zügiges Arbeiten mit dem Terminal steht wie bei 5440XL eine AMD-K6-CPU zur Verfügung, die mit 400 MHz arbeitet. Die Hardware der beiden Geräte ist also völlig identisch.

Unterschiede ergeben sich im Bereich der Softwareausstattung des 8440XL-Terminals. Bei der Internetkommunikation kommt der Internet Explorer in der Version 5.5 zum Einsatz. Dieser unterstützt neben Javascript, XML und der Java Virtual Machine auch Active-X und nimmt bei Bedarf weitere Plugins auf. Was die Terminalemulationen anbelangt, sind die Ausstattungslisten der Kandidaten wiederum weitgehend gleich. So findet man hier die Unterstützung für RDP 5 und ICA 6 sowie eine Vielzahl weiterer Standards.