Neue Anforderungen

Druck auf mittleres Management wird steigen

Bemitleidet wurde es schon immer, das deutsche Mittelmanagement: viel Arbeit, viel Stress und kaum was zu entscheiden. Doch es wird noch schlimmer kommen.

Seminarprogramme sprechen Bände, wenn sie jene Defizite beschreiben, von denen sie ihre Teilnehmer befreien wollen. "Führen in der Sandwichposition für technische Führungskräfte", heißt ein solches Seminar, das im März 2015 stattfindet.

Lernen sollen die Kandidaten dabei, ihre "Führungskompetenzen im Spannungsfeld vielseitiger Erwartungshaltungen zu optimieren", "Prioritäten zu setzen und mit eigenem Stress konstruktiv umzugehen", "vom Opfer zum Gestalter zu werden und Führungsdilemmas aufzulösen", "unangenehme Entscheidungen mitzutragen und loyal umzusetzen".

Druck von beiden Seiten: Viele Mittelmanager fühlen sich wie das Salatblatt in einem Sandwich.
Druck von beiden Seiten: Viele Mittelmanager fühlen sich wie das Salatblatt in einem Sandwich.
Foto: karandaev - fotolia.com

Die Seminarteilnehmen sind wirklich nicht zu beneiden: Ständig im Stress, sehen sich als Opfer und müssen die Grausamkeiten der Chefetage nach unten exekutieren.

Am Zerdrücktwerden der mittleren Führungsebene in der Mitte des Sandwiches hat sich also nichts geändert. Beklagt wird es seit langem. Die Zeitschrift brandeins zitierte schon vor knapp zehn Jahren Unternehmensberater mit der mäßig originellen Wortschöpfung von der "Lähmschicht", die den ganzen Betrieb mehr aufhält als nach vorne bringt.

35 Prozent sind Burnout-gefährdet

Was natürlich insofern Unsinn ist, als traditionell die mittlere Führungsebene mit endlos vielen Überstunden das "Doing" erledigt, jene Alltagsarbeit, die diesseits irgendwelcher Strategien und Visionen den Kessel am Dampfen hält. Jedenfalls war das bisher so.

Bei so viel Gezerrre von allen Seiten liegen die Nerven schon mal blank.
Bei so viel Gezerrre von allen Seiten liegen die Nerven schon mal blank.
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Der Preis dafür ist hoch, auch oder gerade in der IT. Wie eine Studie der TU München ermittelt hat, haben Projektmanager - die klassischen Mittelmanager in der IT - rechnerisch im Schnitt eine Sechs-Tage-Woche. Achtzehn Prozent sind wegen psychischer Beschwerden in Behandlung, 27 Prozent finden ihre Lebensqualität weniger gut oder schlecht. 35 Prozent sind Burnout-gefährdet.

Hinzu kommt die Angst, überflüssig zu werden, und die hat die mittlere Führungsebene auch nicht erst seit der Diskussion um die Digitalisierung. Bereits 2008 kam eine breit angelegte Studie zu dem Ergebnis, dass 40 Prozent dieser Mitarbeiter eigentlich permanent fürchten, ihren Job zu verlieren.

Eigentlich ist mehr Druck kaum vorstellbar, dennoch wird er in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Aus zwei Gründen.

Erwartungen steigen

Der erste hängt damit zusammen, dass die Erwartungen an diese Berufsgruppe immer häufiger weit über das Amlaufenhalten hinausgehen. Weil die Erwartungen an IT an sich - oder jedenfalls an die noch selbst gemanagte IT - größer werden.

IT soll gestalten, verändern, Ideen liefern, das Business voranbringen. Also müssen das auch die IT-Macher. Was schon zeitlich schwierig ist, weil sie mit ihrem Alltagsgeschäft mehr als ausgelastet sind, Tendenz steigend.