Kerngeschäft bedroht

Drittanbieter setzen Oracles Support-Modell unter Druck

Oracle wird seine Lizenzpolitik ändern müssen

Analysten zufolge hat Oracle, das im vergangenen Jahr nahezu die Hälfte seines Umsatzerlöses von 22,4 Milliarden mit Support-Verträgen erwirtschaftete, noch etwas Zeit. Denn Verträge, die Jahr für Jahr abgeschlossen werden, könnten von Unternehmen nicht einfach gekündigt werden. Der Grund: Ohne garantierten Support würden Unternehmen bei geschäftskritischen, vielleicht sogar lebenswichtigen Applikationen im Regen stehen.

Dennoch sind sich Analysten einig: Oracle wird auf Kundendruck hin seine Lizenzpolitik ändern müssen. Stellvertretend formulierte Analyst Ray Wang von Forrester Research: "Bald werden Unternehmen die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht haben. Dann werden sie die gegenwärtigen Ausgaben für Wartung und Support in Anbetracht des Gegenwertes in Frage stellen." Investoren von Oracle sollten das berücksichtigen, warnte der Analyst.

Der US-Analyst Peter Goldmacher wendet jedoch ein, es sei verrückt, die Verträge in Frage zu stellen. So handelnde Unternehmen sind von notwendigen Upgrades und damit dem weiteren Zusammenspiel ihre Applikationen abgeschnitten. Die Analysten einiger Banken erwidern, dass Unternehmen längst prüften, zu billigere Software wie zum Beispiel Salesforce zu wechseln, sofern Oracle nicht nachgebe. Beispiel Speicherhersteller EMC: Das Unternehmen bestätigte vor kurzem, er sei zu Salesforce migriert.

Wer sich an den Aufschrei empörter SAP-Kunden Ende vergangenen Jahres erinnert, weiß: Die Zeiten, in denen Hersteller Kunden mit teuren Wartungsverträgen - zum Teil mit Margen von bis zu 85 Prozent - an sich binden können, neigen sich dem Ende zu. Auch wenn Oracle`s Finanzchefin Safra Catz anlässlich der Bekanntgabe der Ergebnisse des dritten Quartals (Ende: 28. Februar) berichtet, die Einnahmen aus den Wartungsverträgen wären gegenüber dem Vorjahresquartal um elf Prozent auf 2,92 Milliarden Dollar gestiegen. Der schlichte Grund dafür: Oracle hatte wieder einmal die Gebühren erhöht. (ChannelPartner/ala)