E-Reader nicht geeignet für Sehbehinderte

Diskriminierung Blinder: US-Universitäten boykottieren Kindle

In den USA haben sich Universitäten nach einem Praxistests gegen eine Anschaffung des E-Reader Kindle entschieden. Grund ist, dass das E-Book für sehbehinderte Studenten nicht geeignet sein soll.

Elektronische Lesegeräte, sogenannte "E-Reader", gewinnen für den Bildungsbereich zunehmend an Bedeutung. Produkte wie der Kindle von Amazon sollen Schülern und Studenten ein interessanteres interaktives Lernen ermöglichen und das Gewicht der Schultaschen reduzieren. Doch einige Universitäten lehnen die elektronischen Bücher ab. Es würde gegen ihre ethischen Grundsätze verstoßen, da dadurch blinde und sehbehinderte Studenten diskriminiert würden. Laut Chris Danielsen, Sprecher der National Federation of the Blind (NFB), würden die Universitäten erst dann einen Ankauf von Amazon-Lesegeräten in Betracht ziehen, wenn der Hersteller einige Mängel an seinem Produkt ausbessere.

"E-Reader haben noch generell mit dem Problem zu kämpfen, dass sie nur eine mangelhafte Usability aufweisen", stellt Rudolf Groner, Chef des Usability Labors des Instituts für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL), fest. Ein Test, den das IFeL im September durchgeführt hat, habe eindeutig gezeigt, dass die derzeit im Handel erhältliche Angebotspalette an E-Readern insgesamt noch zu wenig auf die eigentlichen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sei.

Die Bedenken der US-Universitäten kann der IFeL-Experte deshalb sehr gut nachvollziehen. "Die Universitäten tragen die Verantwortung für die kostenintensive Anschaffung derartiger Lesegeräte. Für bestimmte Personengruppen wie etwa Menschen mit Sehbehinderungen sind sie aber nicht geeignet. Ich erachte es aber als äußerst wichtiges Anliegen, dass auch die speziellen Bedürfnisse solche Problemgruppen von den Herstellern bereits bei der Entwicklung ihrer Produkte miteinbezogen werden", betont Groner.

Dass die schlechte Nutzbarkeit von E-Readern für sehbehinderte Schüler und Studenten in den USA kein vernachlässigbares Problem darstellt, zeigen aktuelle NFB-Zahlen. Demnach gibt es gegenwärtig insgesamt 1,3 Millionen blinde Menschen im Land. Hinzu kommt aber noch die weitaus größer einzuschätzende Zahl derjenigen, die an verschiedenen Behinderungen wie etwa Legasthenie leiden. (pte/ala)