Digitale Archivierung erfordert neue Konzepte

Das FIZ Chemie Berlin und die TIB Hannover haben eine Kooperation zur Archivierung von Multimediaelementen vereinbart. Im Fokus steht die Einrichtung eines zentralen Archiv- und Nachweissystems für nicht-textuelle digitale Medien.

„Digitale Medien sind zum wichtigsten Träger aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse geworden. Das liegt in der Natur der Sache: Medienelemente und Programme lassen sich in ihrem vollen Funktionsumfang nicht mehr vernünftig in print beschreiben. Sie sind aber gleichzeitig die Triebfeder des Fortschritts in vielen Disziplinen“, so Professor Dr. René Deplanque, Geschäftsführer des Fachinformationszentrums Chemie (FIZ).

In der Chemie beispielsweise, so Deplanque, würden viele Erkenntnisse heute auf Basis von Computersimulationen gewonnen. Die Physik und die Meteorologie verarbeiteten grundlegende Messdaten vielfach nur noch digital. Auch aus der Technik seien elektronische Primärdaten, Digitalbilder, Animationen, interaktive Grafiken und Digitalvideos nicht mehr wegzudenken. „Wir müssen eine dauerhafte Verfügbarkeit dieses Wissens gewährleisten“, fordert Deplanque.

Für Uwe Rosemann, Direktor der Technischen Informationsbibliothek (TIB), ist das eine klare Aufgabe der Bibliotheken: „Bibliotheken garantieren traditionell die Langzeitverfügbarkeit von Wissen, indem sie gedruckte Werke archivieren. Doch heute werden nicht nur gedruckte Werke, sondern zur Darstellung und Verfeinerung der Information auch digitale Bild-, Video-, 3-D-, Ton- und Simulationsdaten wissenschaftlich generiert. Der Vormarsch der digitalen Techniken stellt uns vor die neue Aufgabe, auch dafür nachhaltige Lösungen zu entwickeln.“

Die bisherigen diesbezüglichen Aktivitäten der Bibliothekswelt konzentrierten sich überwiegend auf Materialien, die bereits einen klassischen Publikationsweg durchlaufen hätten. „Wir brauchen aber auch dringend Lösungen für ausschließlich elektronisch vorliegende Primärdaten und Werke, die von den bestehenden Mechanismen der Archivierung nur bedingt oder gar nicht erfasst werden“, so Rosemann. Darüber hinaus wolle man mit den neuen technischen Möglichkeiten auch wertvolle gedruckte Werke digital einem internationalen Kundenkreis bereitstellen.

Entsprechende Lösungen sollen im Rahmen der Kooperation entwickelt werden. Hauptelement ist das zentrale Archiv- und Nachweissystem. Das FIZ übernimmt die Entwicklung von Konzepten für Speicherung, Archivierung und für die Anpassung der Indexierung. Zudem zeichnet es für die Retrievals von digitalen Materialien und den operativen Betrieb verantwortlich. Die TIB wird die digitalen Materialien sammeln und bei Bedarf per DOI-Code (Digital Object Identifier) registrieren. Darüber hinaus wird sie die Materialien in ihren Katalogen und Datenbanken nachweisen und über das TIB-Portal- und Bestellsystem bereitstellen. (Detlef Scholz)