Betriebssystem-Vergleich

Die richtige Linux-Distribution für Einsteiger

Spätestens nach dem Ableben von Windows XP begann für viele Anwender die Suche nach Ersatz. Dieser Beitrag zeigt unter Berücksichtigung jüngerer und älterer Hardware, welches Linux sich für Umsteiger eignet.

Der Linux-Kernel ist frei verfügbar, und derzeit nutzen etwa 350 mehr oder weniger eng spezialisierte Distributionen diese Basis. Neben zahllosen Debian-Systemen gibt es noch die Slackware- und die Red-Hat- sowie die kleineren Arch- und Gentoo-Zweige. Viele Spezial- und Serversysteme scheiden als Endanwendersystem von vornherein aus, viele weitere sind zwar Desktop-tauglich, aber ungeeignet für Windows-Umsteiger. Lesen Sie in diesem Artikel, was wir Linux-Einsteigern empfehlen, wenn aktuelle, ältere oder auch sehr alte Hardware vorliegt.

1. Linux-Live-Systeme zum Ausprobieren

Ein wichtiger Tipp vorab: Viele beliebte Linux-Distributionen wie Ubuntu, Kubuntu, Xubuntu, Linux Mint, Open Suse und Debian sind auch als sogenannte "Live-Systeme" verfügbar, die direkt von einer DVD laufen. Diese Live-Systeme finden Sie für gewöhnlich meist als seperaten Download auf der Webseite der Entwickler.

Sie können sich daher vor einer Linux-Installation in zweierlei Hinsicht absichern: Beim Ausprobieren über ein Live-System sehen Sie erstens, ob Ihnen das System gefällt, und zweitens – noch wichtiger –, ob es zur Hardware passt. Ein tadellos funktionierendes Live-System wird auch installiert keinerlei Hardware-Probleme bereiten. Beachten Sie, dass ein auf Festplatte installiertes System deutlich schneller laufen wird als ein Live-System von DVD.

Vor- und Nachteile von Linux

Vorteile: Linux ist kostenlos, portabel und klonbar. Außerdem ist Linux sicherer, weil installierte Software aus den vertrauenswürdigen Paketquellen der Distribution stammt. Generell ist Linux aufgrund geringerer Verbreitung ein weniger attraktives Angriffsziel und obendrein ein schwieriges, weil sich die verschiedenen Distributionen technisch deutlicher unterscheiden als Windows-Versionen.

Nachteile: Anders als bei Windows liefern Hardware-Hersteller nicht für jedes Gerät einen optimierten Linux-Treiber. Einige exotische Geräte funktionieren daher nicht oder nicht optimal. Für Windows optimierte Stromsparmechanismen auf Notebooks bringen Akkulaufzeiten, die unter Linux nicht zu erzielen sind. Auch Software-seitig bleiben gewisse Lücken – insbesondere bei Spielen und einigen hochqualitativen Adobe- und Microsoft-Produkten.

2. Vorsortierung für Windows-Umsteiger

Etwas Linux-Familiengeschichte muss sein, denn damit können Sie schon einmal grob vorsortieren: Gentoo- und Arch-basierte Systeme sind Inseln für Linux-Kenner und daher für Windows-Umsteiger definitiv ungeeignet. Bei den Red-Hat-Systemen sind zwei Distributionen hervorzuheben, die für technisch versiertere Umsteiger in Betracht kommen:

Fedora Linux ist in nahezu jeder neuen Version ein Hingucker und Linux-Trendsetter mit innovativen Funktionen. Allerdings ist Fedora weder auf Sparsamkeit getrimmt (für den Fall, dass Sie älteres Windows durch neues Linux ersetzen möchten) noch auf Einsteigerfreundlichkeit. Bereits die Installation stellt einige Hürden auf und dürfte schon daher typische Windows-Anwender überfordern.

Mageia gehört ebenfalls zur Red-Hat-Familie. Es ist dort die einzige Variante, die eindeutig auf den Endanwender-Desktop abzielt. Der Installationsassistent gehört zum Besten, was Linux zu bieten hat. Gegen Mageia spricht aktuell lediglich, dass die junge Distribution (seit 2010) keine Tradition hat und ihre Nachhaltigkeit ungewiss ist.

KDE ist der anspruchsvollste Linux-Desktop mit unbegrenztem Anpassungspotenzial. Die Systembasis von Kubuntu ist Ubuntu.
KDE ist der anspruchsvollste Linux-Desktop mit unbegrenztem Anpassungspotenzial. Die Systembasis von Kubuntu ist Ubuntu.

Open Suse ist der einzige hier zu nennende Slackware-Abkömmling. Es war über ein Jahrzehnt nahezu unangefochten das einzige Linux, das mit komfortabler grafischer Bedienung und Konfigurierbarkeit auf den Endanwender-Desktop zielte. Die grundsolide, allerdings durchaus komplexe Distribution hat in den letzten Jahren zugunsten der Ubuntu-Familie etwas an Bedeutung eingebüßt. Mit Avantgarde-Funktionen wie dem jungen Dateisystem BTRFS entfernt sich Open Suse jedoch auch selbst aktiv vom Mainstream und bedient heute eher die Wünsche der Linux-Enthusiasten.

Ubuntu ist ein Debian-Abkömmling und die erste Wahl für Einsteiger und Umsteiger. Seit der ersten Version 2004 hat sich Ubuntu zur beliebtesten Distribution und zum Quasi-Standard für Endanwender-Linux entwickelt. Wer schnell ein funktionierendes und stabiles System braucht, ohne sich viel mit dem System selbst und der Administrierung befassen zu wollen, liegt hier richtig. Mit dem vorbildlichen, grafischen Installer („Ubiquity“) kommt im Unterschied zu vielen anderen Linux-Alternativen jeder Einsteiger zurecht. Außerdem bietet die Ubuntu-Familie bei identischer Basis unterschiedliche Ausstattungsvarianten für jeden Geschmack. Die Unterschiede dieser Varianten bestehen erstens in der jeweils individuellen Benutzeroberfläche (Desktop) und zweitens in der mitgelieferten Software.