Security-Trends 2016

Die Kommerzialisierung des Cybercrime

Nischenmarkt: Packstation-Betrug

Falsche Ausweise? Die günstigsten Exemplare sind bereits ab 30 Euro zu bekommen.
Falsche Ausweise? Die günstigsten Exemplare sind bereits ab 30 Euro zu bekommen.
Foto: Trend Micro

Angesichts der Konkurrenz vor allem durch englisch- und russischsprachige Communities mussten sich deutschsprachige Cyberkriminelle erst eine Nische suchen, die sie in den an lokale Bedürfnisse angepassten Inhalten fanden. Um gestohlene Kreditkarten und Online-Konten zu Geld zu machen, verlassen sich die meisten Untergrundmärkte auf (wissentlich oder unwissentlich agierende) "Dropper".

Anders die Akteure im deutschen Untergrund: Sie haben eine Ablagemöglichkeit für sich entdeckt, die den "Packstation-Service" der Deutschen Post missbraucht. Packstationen erlauben einen bequemen Güteraustausch und Zahlungsverkehr, die "gehackten" Versionen sind entweder an eine Mobilnummer und Mailadresse gebunden oder können mit einer beliebigen Mobilnummer genutzt werden. Die Verkäufer legen ihre Waren in den öffentlich zugänglichen Metallkästen ab, die Käufer erhalten eine SMS mit ihrer pTAN und können dann, zusammen mit ihrer Zugriffskarte, das Päckchen abholen. Die Adressen der Nutzer können nicht nachverfolgt werden, auch wenn sie den Service mit einer physischen Adresse und einer Mobilnummer anfordern, denn die sind einfach zu fälschen. Genutzt werden diese Services sowohl, um bei rechtmäßigen Online-Händlern Waren zu bestellen, ohne sie zu bezahlen, als auch für den Versand von Drogen oder ähnlichem.

Einer der Orte, an denen gestohlene Packstationskonten - aber auch beispielsweise Kreditkarten- und Kontozugangsdaten für Einzelhandel und Online-Banking - zu finden sind, ist der Untergrundmarktplatz "german-plaza.cc". Dabei handelt es sich um einen seit 2015 aktiven Untergrundmarktplatz, der die Struktur eines Online-Shops hat. Der Druck, reibungslose und schnelle Verkaufstransaktionen gewährleisten zu müssen, hat zur Eröffnung solcher Marktplätze geführt. Im deutschen Untergrund gibt es einige solcher Marktplätze für Güter wie Drogen und Kreditkarten, der einzige, in dem derzeit Handel stattfindet, ist jedoch "german-plaza.cc".