Verantwortung war gestern

Die Jungen sind führungsmüde

Karriere ja, Führung nein: Immer weniger Manager wollen Personalveranwortung, so eine Studie. Das verändert Unternehmen - zum Positiven.

Mitarbeitergespräche führen, Weiterentwicklungen besprechen und sich mit Zielerreichung und Planstellen herumschlagen? Bloß nicht. Die Jungen wollen nicht mehr führen, jedenfalls nicht mehr so wie frühere Generationen. Das ergab das "Manager-Barometer 2013" des Personalberaters Odgers Berendtson. Sehr ausgeprägte "Freude an Führungsaufgaben" empfanden nur 58,5 Prozent der 1193 teilnehmenden Führungskräfte. Auch wenn dies auf den ersten Blick nach einer hohen Prozentzahl klingt, sollte nicht vergessen werden, dass Führung die Hauptaufgabe von Managern ist.

Vor allem Jüngere haben heine Lust auf Führungsverantwortung.
Vor allem Jüngere haben heine Lust auf Führungsverantwortung.
Foto: denlitya - Fotolia.com

Nach Altersgruppen aufgeschlüsselt ergibt sich ein differenzierteres Bild. Je älter die Führungskräfte, desto mehr Spaß macht es ihnen, Personal zu führen und zu entwickeln. "Vor allem junge Manager und weibliche Führungskräfte haben weniger Interesse daran, Führungsverantwortung zu übernehmen", heißt es in der Studie. Warum die jüngeren jedoch keine Lust mehr haben, Personalverantwortung zu übernehmen, darauf hat die Studie keine Antwort.

Wertewandel der Generation Y

Werner Schultheis, CIO der Zeitarbeitsfirma Randstad Deutschland, überrascht diese Zahl nicht. "Wir beobachten dieses Phänomen schon seit ein paar Jahren", erzählt er. "Es wird immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden, die auch Führungsverantwortung übernehmen wollen." Gerade jüngere Mitarbeiter sträubten sich dagegen. Schultheis kann nur vermuten, warum sie sich von der Personalverantwortung abwenden. "Möglicherweise steckt da ein Wertewandel dahinter", sagt er.

Im technischen Bereich habe dieser Prozess begonnen, erzählt der CIO. "Viele junge Manager finden die Fachfragen viel interessanter als Personalfragen", glaubt Schultheis. "Ich vermute, dass sie sich an den Start-Up-Kollegen orientieren." Jene könnten am Ende des Arbeitslebens von sich behaupten, drei Unternehmen gegründet und fünf Produkte auf den Markt geworfen zu haben. "Während man selbst sich dreißig Jahre um Mitarbeiter gekümmert hat", sagt Schultheis. Da erscheine das Praktische, die Herausforderungen der Technik und das "Machen", viel interessanter als das Zwischenmenschliche. Die Studie bestätigt die Ansicht des CIOs: Am meisten fühlen sich Führungskräfte motiviert, wenn sie ihre Stärken und Begabungen einsetzen können. Im Umkehrschluss: Wer nicht gern führt, der vernachlässigt sein Team. Das demotiviert und führt insgesamt zu schlechteren Ergebnissen.

Keine Führung = keine Karriere?

Wie kann man Karriere machen, ohne Personal zu übernehmen? Früher war das unmöglich.
Wie kann man Karriere machen, ohne Personal zu übernehmen? Früher war das unmöglich.
Foto: lassedesignen - Fotolia.com

Die Abkehr von der Personalverantwortung wirft nicht nur dieses Problem auf: Auf das Gehalt und die inhaltliche Verantwortung, die ein Managerposten mit sich bringt, wollen die Jungen nicht verzichten. Wenn sich die Generation Y aber nicht für Personalfragen interessiert, kann sie keine Karriere machen. Oder? "Früher war das so. Wer sich nur für die Technik interessierte, blieb auf der Karriere-Leiter stehen", erzählt Schultheis. "Damals war Karriere mit Führung gleichzusetzen." Zumindest bei Randstad sei das nun nicht mehr so, meint er. Die eingleisige Förderung von Talenten ist mit den jungen Managern nicht zu machen.

Die Fachkarriere bietet die Lösung. Sie ermöglicht Aufstieg ohne Personalverantwortung - und sie ist die Zukunft, glaubt Schultheis. "Der Kampf um die Talente wird härter. Einen Spezialisten, so wie wir ihn gerade in der IT mit seinen Fähigkeiten brauchen, bekommt man auf dem Markt nur schwer", erläutert der CIO seine Position. "Diesen Mitarbeiter wollen wir halten - also müssen wir ihn auch befördern und mehr Gehalt zahlen. Auch dann, wenn er kein Personal führen möchte oder kann." Die Fachkarriere sei für sein Unternehmen dringend notwendig, um Experten zu halten. "Wir wollen nicht dauerhaft mit Consultants arbeiten", sagt Schultheis.