Facebook, Twitter & Co. im Business

Die Gefahr im Social Web wächst

Die nächste Stufe: Cyberspionage

Datenschutzverstöße und infizierte Links sind bekannte Phänomene, die fast so alt sind wie das Social Web selbst. Die nächste Eskalationsstufe hingegen rückt derzeit immer stärker in den Fokus von Security-Experten: Social Engineering und gezieltes Ausforschen bestimmter Personen und Unternehmen. Das Social Web ist ein Eldorado für Agenten und Profiler: Wenn jemand etwas über einen Menschen erfahren möchte, stellt heute zumeist die Internetrecherche die Suchmethode erster Wahl dar. Innerhalb weniger Stunden ist es für Privatpersonen möglich, durch gezielte Nachforschungen an Informationen zu gelangen, die vor dem Zeitalter des kommerziellen Internets wochenlange Arbeit in Anspruch genommen hätten. Nicht einmal staatliche Nachrichtendienste wären früher in der Lage gewesen, derart detaillierte Recherchen zu betreiben, wie es heutzutage für jedermann möglich ist. Und das Beste: Zumeist ist dieser Vorgang, auch "Competitive Intelligence" genannt, völlig legal - der Mitteilungsfreudigkeit und Unvorsichtigkeit vieler Anwender sei Dank.

Der "soziale Graph" bei Facebook - in den Augen von Frank Schönefeld von T-Systems MMS größter Wert und größtes Risiko des Netzwerks gleichermaßen.
Der "soziale Graph" bei Facebook - in den Augen von Frank Schönefeld von T-Systems MMS größter Wert und größtes Risiko des Netzwerks gleichermaßen.
Foto: T-Systems Multimedia Solutions

"Wir leben heute in einer offenen Informationsgesellschaft. Das hat zufolge, dass rund 80 Prozent aller Informationen heutzutage aus frei zugänglichen Quellen erschlossen werden können", sagte Herbert Kurek, Mitarbeiter beim Bundesamt für den Verfassungsschutz in Köln. Im 7. Symposium des Bundeamtes für den Verfassungsschutz stellte er am Beispiel der Wirtschaftsspionage bereits 2007 die Bedrohungslage im Zeitalter der Globalisierung sowie Herausforderungen des Verfassungsschutzes dar. Damals noch eher abstrakt, ist aus dieser Erkenntnis heute ernste Realität geworden. Gerade soziale Netzwerke und Fachforen stellen mittlerweile einen reichhaltigen Datenfundus dar. "76 bis 80 Prozent der in sozialen Netzwerken Aktiven geben dort auch private Daten preis und ermöglichen dadurch eine gezielte Auswertung. Im Zuge dessen bildet sich bei Facebook für jeden einzelnen User der so genannte soziale Graph, der erst den Wert des Netzwerkes ausmacht", erklärt Frank Schönefeld, Mitglied der Geschäftsleitung von T-Systems Multimedia Solutions (MMS). Er fügt warnend an: "Während durch diesen zunächst nur definiert war, wer mit wem im Kontakt und Austausch steht, können heute viel weitreichendere Schlussfolgerungen gezogen werden."