Strategien der Konkurrenten

Die Angreifer von Amazon

Cloud-Anbieter in Deutschland

Und wie sieht die Situation in Deutschland aus? Die Experton Group hat in diesem Sommer die fünfte Auflage ihres "Cloud Vendor Benchmarks" veröffentlicht, eine Studie, die die wichtigsten Wolken-Angebote in Deutschland und ihre Veränderungen gegenüber dem Vorjahr analysiert. Insgesamt wächst der Markt für Cloud Computing inklusive Beratungs- und Netzwerkservices auch in Deutschland kräftig - wenn auch nicht mehr ganz so schnell wie ein Jahr zuvor. Gesamtausgaben deutscher Unternehmen in diesem Bereich: 6,6 Milliarden Euro.

Strukturell spielen sich auf dem Markt ähnliche Veränderungen ab wie in den USA: Individualisiertes ist stark gefragt, vor allem PaaS-Lösungen. Mit Platform-as-a-Service sind Angebote gemeint, die die Vorteile hoher Automatisierung mit Optionen zum eigenen Management verbinden. "Anbieter, die diesen Part beherrschen, werden von dort aus schnell an den wertschöpfenden und gegenüber dem Wettbewerb differenzierenden Kundenprozessen partizipieren können", schreibt die Experton Group dazu.

Beratung wird immer wichtiger

Und: "Obgleich viele Integratoren noch stark auf die Technik und immer häufiger auch auf das Zusammenspiel von Komponenten abstellen, wiegt die Beratung als vorgelagertes Element immer schwerer, da Cloud Computing inzwischen systemimmanent und daher ein wesentlicher Bestandteil zeitgemäßer Businesspläne ist."

Wegen der wachsenden Bedeutung der Beratung sieht Andreas Zilch, Lead Advisor und Cloud-Spezialist bei der Experton Group AG, auch auf Deutschlands Markt für Cloud Computing gute Chance für Newcomer und Nischenanbieter. Was die zukünftige Entwicklung - global betrachtet - angeht, wiederspricht er aber einer Kernthese des eingangs zitierten Wallstreet Journal-Artikels: "Ein Unternehmen wie IBM wird auch langfristig im Cloud-Geschäft nicht zu einem Big Player in Sinne eines Hyper Scalers wie Amazon werden, weil es einfach nicht zu seinem Geschäftsmodell passt."

Immer mehr Unternehmen stellen sich die Frage, ob sie wirklich noch eigene Serverkapazitäten brauchen.
Immer mehr Unternehmen stellen sich die Frage, ob sie wirklich noch eigene Serverkapazitäten brauchen.
Foto: Pironet

Cloud-Presie werden weiter sinken

Dem Riesen-Versandhändler, grad eher auf Wolke sieben, können die Telkos nach Ansicht von Andreas Zilch gefährlich werden. BT, T-Systems & Co. haben schließlich Erfahrung damit, mit Hilfe großer, automatisierter Infrastrukturen Kunden in Massen zu bedienen und diesen Service ebenso automatisiert verbrauchsabhängig abzurechnen. Zilch geht davon aus, dass die Preise insgesamt weiter sinken, obwohl die Anbieter an den Kosten kaum noch etwas drehen können.