Der weltweite Markt für IP-Telefonie

Zu kaum einem Wachstumsmarkt gibt es von Marktforscherseite derartig unterschiedliche Aussagen wie zur IP-Telefonie. Die Prognosen zum Umsatzvolumen der nächsten Jahre klaffen bis zum Zwanzigfachen auseinander. Bei näherem Hinsehen auf die Zahlen von Datamonitor, Dataquest und IDC zeigt sich, daß jedes Institut etwas anderes zählt. So beschränkt sich IDC auf den Bereich Westeuropa. Datamonitor hat nur Nordamerika (inklusive Kanada) und Westeuropa betrachtet. Und Dataquest untersucht den weltweiten Markt für paketvermittelte Sprachservices.

Bei der Nachrecherche teilte Datamonitor-Analyst Andrew Ponsford mit, daß man soeben die im August herausgegebenen Zahlen zur Studie "Next Generation Carrier" stark nach unten revidiert habe. Die Umsätze der Carrier´s Carrier und der übrigen Carrier-Gruppen seien mehrfach gezählt worden. Um das in Zukunft zu verhindern, hat Datamonitor den Markt aufgeteilt in

Value Added Network Service Provider (Application Service Provider, Internet Service Provider, Network Service Provider)

Carrier (Network Service Provider)

Carrier´s Carrier

Ergebnis der bereinigten Analyse: Die Umsätze mit paketorientierter Telefonie (Voice over ATM, Frame-Relay und Native IP) in Nordamerika und Westeuropa sollen von 565 Millionen Dollar in 1999 auf nur noch 864 Millionen Dollar bis zum Jahr 2002 wachsen, anstatt auf drei Milliarden Dollar wie zuvor prognostiziert. 2003 sollen die Umsätze dann bei 1,2 Milliarden Dollar liegen, was 23,4 Milliarden Gesprächsminuten entspräche. Das internationale Geschäftsvolumen für leitungsvermittelte Telefonate beziffert Ponsford für das laufende Jahr auf 700 Milliarden Dollar. Es soll bis 2002 auf 890 Milliarden Dollar wachsen.

IDC hat für den westeuropäischen IP-Telefonie-Markt Sprachvermittlung in privaten Unternehmensnetzen (VPN et cetera) nicht mitgerechnet und kommt auf folgende Zahlen: 1999 würden die Carrier lediglich 8,2 Millionen Dollar erwirtschaften. Bis 2003 sollen die Absätze bereits auf 3,9 Milliarden Dollar steigen, was 23 Millionen Gesprächsminuten gleichkäme. Als treibende Faktoren sieht IDC zunächst die Kosten und später Mehrwert-Applikationen.

Dataquest nimmt für sich in Anspruch, als einziges Institut den globalen Markt für Sprachservices komplett zu analysieren und hat hierzu ein Programm aufgesetzt mit dem Titel "Voice over Packet Networks Worldwide". "Wir unterteilen den Markt in die Sparten Großhandel und Einzelhandel", erklärte Analyst Bhawani Shankar. Außerdem habe man die Nutzung von IP aufgeteilt in Voice over IP, Voice over Frame-Relay, Voice over ATM und Value Added Services. Zu den Diensten zählt Shankar auch Fax, Unified Messaging und Multicast-Services. "Die Tarife für leitungsvermittelte Telefongespräche fallen weiterhin dramatisch. Deshalb müssen die Serviceprovider in Zukunft mehr Dienstleistungen anbieten", sagte Shankar. Diese drei Bereiche versprächen die höchsten Wachstumsraten.

Insgesamt untersucht Dataquest die Märkte in 34 Ländern. Die Gartner-Group-Tochter geht davon aus, daß Carrier und Provider mit paketbasierten Sprachdiensten im Jahr 2003 weltweit 49 Milliarden Dollar verdienen werden. Der Anteil von Voice over IP allein soll von 255 Millionen Dollar in 1998 auf 21 Milliarden Dollar in 2003 steigen.