DBResearch: Internet-Telefonie noch weit vom Massenmarkt entfernt

Pluspunkt „Letzte Meile“

Die Internet-Telefonie setzt breitbandige Endkundenanschlüsse - zumeist DSL oder Kabelmodem - voraus. Allein die Breitbandigkeit garantiert dem Endanwender die gewohnte Sprachqualität. Allerdings sind breitbandige Anschlüsse auch in Europa noch selten (Westeuropa: 8 Anschlüsse pro 100 Einwohner). Dies schränkt bereits das Potenzial der IP-Telefonie deutlich ein. Doch neben der niedrigen Breitbandpenetration bedeutet die Wettbewerbsstruktur des Breibandmarktes eine hohe Hürde für den Erfolg der Internet-Telefonie. In Europa ist DSL die vorherrschende Breitbandtechnologie. Alternativen wie das in den USA beliebte Kabelmodem sind hierzulande quasi unbekannt. Die DSL-Netze werden jedoch zumeist von den ehemaligen Monopolisten der Sprachtelefonie beherrscht, die über ihr Eigentum an der "letzten Meile" zum Endkunden den innovativen Mitbewerbern den Marktzutritt erschweren können.

Die geringe Verbreitung der Breitbandtechnologie und die weiterhin bestehende Dominanz der ehemaligen Monopolisten in den Telekommunikationsnetzen erklären, warum der Anteil der Internet-Telefonie am Gesamtaufkommen in der Sprachtelefonie bisher verschwindend gering bleibt. Die European Regulators Group (ERG) verkündet dazu: "The quantitative impact of the VoIP services on the broadband market is so far considered too small to be analysed." Beispielsweise laufen in Deutschland lediglich 2 % aller Telefonminuten über die Internet-Telefonie. Bis heute sind es zumeist international agierende Unternehmen, die die Internet-Telefonie anwenden. Bei diesen Unternehmen ist die Kostendifferenz zur üblichen Telefonie groß genug, dass sich der Umstieg zur Internet-Telefonie rechnet.

Das Marktpotenzial der Internet-Telefonie als allein stehendes Produkt wird bislang deutlich überschätzt. Soll der Internet-Telefonie in Europa der Durchbruch in den Massenmarkt gelingen, stehen Wettbewerbspolitiker und Regulierer daher vor der Aufgabe, die Breitbandtechnologien zu fördern, ohne dabei die alten monopolistischen Strukturen zu zementieren. Die Einführung der Notruffunktion ist somit zwar ein medienwirksamer, aber dennoch nur ein sehr kleiner Schritt auf dem Weg in den Massenmarkt.

Dr. Stefan Heng ist Senior Economist Vice President bei der Deutschen Bank Research.

(mja)

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